Digitalisierung in der Geotechnik: Gegenwart und ein Blick in die Zukunft

Ausverkaufte Ränge auf dem spannenden Kolloquium in Hamburg zum Thema Digitalisierung in der Geotechnik. Am Donnerstag, den 06.02.2025, fand das 2. Kolloquium „Digitalisierung in der Geotechnik“ als gemeinsame Veranstaltung des Arbeitskreises 2.14 der Deutschen Gesellschaft für Geotechnik (DGGT) und der Bundesanstalt für Wasserbau statt.
Das Programm von 9:30-17:00 Uhr war unterteilt in vier Blöcke, mit ausreichenden Kaffeepausen zum fachlichen Austausch und zur Vernetzung unter den 150 Teilnehmenden.

Seit dem 1. Kolloquium Digitalisierung in der Geotechnik, im Januar 2020 ausgerichtet von der BAW in Hannover, wurde es mal wieder Zeit, den aktuellen Stand zu digitalen Methoden in der Geotechnik und den Entwicklungen im AK 2.14 der DGGT zu präsentieren. Obwohl die Digitalisierung von der Vorerkundung bis zum Baustellenbetrieb in der Geotechnik eine große Bandbreite aufweist, wurde sich bei der Veranstaltung auf das Fachmodell Baugrund fokussiert, das die Grundlage aller BIM-Projekte mit geotechnischen Fragestellungen darstellt. Diese Fokussierung erlaubte es, tiefer in Themen einzusteigen und mit einem roten Faden durch das Programm zu führen:

  • Projektbeispiele zur Umsetzung des Fachmodells Baugrund in der praktischen Anwendung (Status Quo und individuelle Lösungsansätze)
  • Vergleich von Autorensoftware (Status Quo der Möglichkeiten)
  • Anwendungsfälle und Entwicklungen für datenbankbasiertes Arbeiten
  • Mögliche Wege in die Standardisierung in der Geotechnik als Grundlage für einen funktionierenden Datenaustausch
  • Zukünftige Anwendungsmöglichkeiten (Ausblick auf noch offene Themen)

Es war beeindruckend zu sehen und in zahlreichen Gesprächen mitzunehmen, wie sich die Geotechnik ins Digitale wandelt und welche innovativen digitalen Lösungen in der Entwicklung sind.

Vielen Dank an die zahlreichen Vortragenden und dem Organisationsteam der DGGT und BAW für die gelungene Veranstaltung!

Besonderer Dank geht an unseren BAW-Kollegen Dr.-Ing. Jörg Bauer für die Zusammenstellung des Programms der Veranstaltung und seine inspirierenden Vorträge über den aktuellen Arbeitsstand sowie die geplanten Tätigkeiten und Entwicklungsvorhaben des Arbeitskreises „Digitalisierung in der Geotechnik“ der DGGT. Seine Einblicke in mögliche Wege in eine gelingende Standardisierung der digitalen Geotechnik waren wirklich erhellend!

Weitere Infos und Entwicklungen zur Digitalisierung in der Geotechnik gibt es unter:
https://ak214.arbeitskreis-dggt.de/

Bedankt vor jullie tid

Wenn sich Kolleginnen und Kollegen von Rijkswaterstaat, vom WSA Rhein, von Deltares sowie von der BfG bei der Kollegin in der BAW Karlsruhe einfinden, dann kommt die „Deutsch-Niederländische Projektgruppe für die Grenzstrecke“ zusammen. Vierzehnmal haben wir uns bereits getroffen um gemeinsam und mit gesammelter Kompetenz die schifffahrtliche Zukunft einer der wichtigsten Wasserstraßen Europas grenzüberschreitend sicherzustellen. Der Blick über den „Grenzrand“ beinhaltet neben dem Zusammenführen der Grundlagendaten, unter anderem auf einheitliche Bezugssysteme sowie dem Beschreiben des heutigen Zustands, auch die Diskussion und Modellierung möglicher Maßnahmen. Das fünfzehnte Treffen fand in der BAW und nicht wie sonst wechselweise in Duisburg bzw. Arnheim statt. Bin ich ansonsten immer Gast mit langer Zugfahrt aus dem Süden durfte ich am 22.1-23.1.2025 meine Kolleginnen und Kollegen an „meinem Arbeitsplatz“ begrüßen. Neben der mittlerweile routinierten Tagesordnung der Arbeitsgruppe gab es für die weit angereisten Kolleginnen und Kollegen die Gelegenheit, die Modellinfrastruktur der BAW bei einer Hallenführung kennen zu lernen. Diese Besuche werden in der Regel mit Begeisterung aufgenommen und so gab es auch an diesem Abend viele interessierte Fragen und Anmerkungen zu einem PianoKey-Wehr, einer Systemrinne zu hydraulischen und morphodynamischen Untersuchungen in Krümmungsstrecken mit Geschiebetransport und dem Streckenmodell „Jungferngrund“, das wegen seiner detailgenauen Abbildung der Felssohle in diesem Rheinabschnitt immer ein Hingucker ist. Beim gemeinsamen Abendessen war endlich einmal Zeit, sich über die Tagesordnung hinaus auszutauschen und sich neben den fachlichen Qualitäten des Einzelnen, die man kennt und schätzt ein bisschen besser, kennen zu lernen. Am Ende jedes Treffens heißt es dann: Bedankt vor jullie tid – Danke für eure Zeit! Auch wenn die Arbeit der PG bald mit einem Bericht abgeschlossen sein wird, werden die im Rahmen der Arbeit geknüpften Kontakte und die geschaffenen Möglichkeiten zur Datenzusammenführung helfen, die Zusammenarbeit über die Grenze hinweg zu erleichtern und zu beschleunigen.

Neues Fischereiforschungsschiff des Bundes auf Kiel gelegt

Auszug aus der Presseinformation der BLE vom 06.12.2024: „Es geht los: Der Bau des neuen Forschungsschiffs WALTHER HERWIG ist am litauischen Werftstandort Klaipeda gestartet. Mit der Kiellegung beginnt im Ersatzbauprojekt eines der weltweit modernsten und leistungsfähigsten Schiffe für die deutsche Fischerei- und Meeresforschung die praktische Bauphase. 2027 soll die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) das Schiff als Reederin in Betrieb nehmen. Den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Thünen-Instituts wird mit diesem Schiff interdisziplinäre Fischereiforschung auf höchstem Niveau ermöglicht. …

Modernste Ausrüstung für genaue Messmethoden   

Zur Ausrüstung gehören unter anderem zehn Labore, Arbeitskräne, eine Vorrichtung für pelagische und demersale Fischerei sowie Twin-Trawling, ein Heckkran und ein Aussetzsystem für Forschungsarbeiten in der Tiefe. Ein großes freies Arbeitsdeck und diverse Container-Stellplätze dienen als multifunktionale Auslegung mit Zukunftsreserven. So ermöglicht es dem Thünen-Institut als Nutzer des Schiffes das Monitoring wichtiger Fischbestände, meeresökologische Untersuchungen mit modernsten Methoden, aber auch meereschemische und physikalische Messungen sowie die Erforschung von Auswirkungen der Fischerei auf die Meeresumwelt. Damit schafft die Bundesregierung eine Grundlage dafür, die nachhaltige Nutzung der lebenden Meeresressourcen und den Schutz der marinen Ökosysteme in Einklang zu bringen. 

Klimaneutralität dank Methanol möglich 

FFS WALTHER HERWIG bekommt einen dieselelektrischen Antrieb. Dank der Abgasnachbehandlung durch SCR-Katalysatoren und Rußpartikelfilter werden anspruchsvolle Abgasvorschriften erfüllt und damit der gesetzliche Standard übertroffen. Die Anforderungen des „Blauen Engels“ für umweltfreundliches Schiffsdesign (RAL-UZ 141) werden erfüllt und die Grenzwerte der US EPA TIER IV werden unterschritten. Der Antrieb kann auf die Nutzung von Methanol als Kraftstoff umgerüstet werden (FuelReady). 

Die Projektbeteiligten  Die Konzeption und Planung, das europaweite Vergabeverfahren sowie die  technische Begleitung des Großprojektes übernahm federführend das Referat Schiffstechnik der Bundesanstalt für Wasserbau (BAW), unterstützt von einem Projektteam, dem die BLE als Auftraggeber und Reederin sowie das Thünen-Institut als künftiger Nutzer angehören.“

(Bildquelle: Fassmer Werft)

Präsenztag der BAW-Arbeitsgruppe „Nachhaltigkeit“

In der Agenda 2030 formulieren die Vereinten Nationen 17 globale Nachhaltigkeitsziele, die Sustainable Development Goals (SDGs). Mit ihnen soll eine Zukunft geschaffen werden, in der Natur und Klima geschützt sind, weniger Menschen Not leiden und die Gesellschaft zusammenhält. Nachhaltigkeit soll in alle Lebensbereiche Einzug halten. Wie dies in der BAW und der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung erfolgen könnte, soll in der Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit der BAW herausgearbeitet werden. Die Arbeitsgruppe wurde so zusammengestellt, dass möglichst alle Fachrichtungen vertreten sind und so die AG für die gesamte BAW sprachfähig ist.

Die Mitglieder der Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit von links nach rechts,
stehend: Lukas Rauschert (Referat Erdbau und Uferschutz), Jürgen Kellermann (Referat Wasserstraßen und Umwelt), Nancy Freitag (Referat Baustoffe), Philipp Stein (Referat Geotechnik Nord), Jürgen Stein (Referat Erdbau und Uferschutz)

sitzend: Philipp Zoll (Referat Technischer Support), Elke Siegmann Referat (Referat Ästuarsysteme I), Vincent Klessig (Referat Baustoffe)

Seit Ende letzten Jahres trifft sich die Arbeitsgruppe hybrid, die Karlsruhe Kollegen und Kolleginnen in Präsenz, Hamburg wird hybrid dazugeschaltet. Die vergangenen Monate hatten gezeigt, dass Fragen und Aufgaben sich schnell im Tagesgeschäft verlieren können. Mit einem Präsenztag sollte Abhilfe geschaffen werden. Es sollten Aufgaben definiert, Vorgehenweisen abgestimmt und Informationen ausgetauscht werden. Dazu hatte die Leiterin unsere AG, Nancy Freitag, ein straffes Programm ausgearbeitet. Am 13.11.2024 wurde von 8:30 Uhr bis 17:30 Uhr im Forstlichen Bildungszentrum in Karlsruhe präsentiert, diskutiert und last but not least Aufgaben festgelegt und zugeordnet. Auch das Wetter spielte mit. Nieselregen unterdrückte größere Bestrebungen, den Tagungsraum zu verlassen. Zahlreiche Kaffeekannen später waren am frühen Abend (siehe Foto)
alle Teilnehmenden erschöpft aber glücklich, in zentralen Punkten gemeinsam vorangekommen sein.

Elke Siegmann

Die erschöpften Mitglieder der Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit am Ende eines langen Tages …

Modellversuche niedrigwasseroptimierter Schiffe am DST

Häufigere und länger anhaltende Niedrigwasserphasen führen auf deutschen Wasserstraßen zu erheblichen Einschränkungen der Schifffahrt. Frachtschiffe sind daher bei Niedrigwasser nicht nur in ihrer Ladekapazität eingeschränkt, größere Schiffe müssen unter Umständen die Fahrt vollständig einstellen. Dadurch können weniger Güter transportiert werden. Das Rhein-Niedrigwasser im Jahr 2018 hat uns eindrucksvoll gezeigt, dass wir alle auf stabile Transportbedingungen auf den Wasserstraßen angewiesen sind.

Um dieses Problem in den Griff zu bekommen, hat das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) die BAW damit beauftragt, einen sogenannten Niedrigwasserkorridor (NWK) am freifließenden Rhein zu untersuchen. Was genau bedeutet das? Im Prinzip geht es darum, wasserbauliche Anpassungen zu entwickeln, die auch bei niedrigem Wasserstand eine möglichst optimale Schifffahrt ermöglichen. Dabei wird jedoch nicht nur untersucht, wie der Fluss angepasst werden kann, sondern auch wie die Schiffe optimiert werden können. Es fahren bereits einzelne sogenannte niedrigwasseroptimierte Schiffe auf dem Rhein, die selbst bei extremem Niedrigwasser deutlich mehr Fracht transportieren können als herkömmliche Schiffe.

Um beurteilen zu können, inwiefern niedrigwasseroptimierte Schiffe in Zukunft zu einem gesicherten Güterverkehr auf dem Rhein bei Niedrigwasser beitragen können, müssen die fahrdynamischen Eigenschaften dieser Schiffe untersucht werden. Als Untersuchungsmethode werden hier unter anderem Experimente an einem gegenständlichen Modell herangezogen. Für diesen Zweck haben sich die BAW und das Entwicklungszentrum für Schiffstechnik und Transportsysteme (DST) als Kooperationspartner zusammengetan. Im Oktober 2024 fanden am DST Versuchsfahrten mit einem Modell eines niedrigwasseroptimierten Schiffs statt. Wir, Anne und Melissa, haben uns die Versuche vor Ort ein paar Tage angeschaut. Für uns als „Nicht-Schiffbauer“ ist das eine ganz neue Welt. Auch den Fotografen Herrn Ridderbusch haben wir mitgenommen, der die spannenden Versuche mit Foto-, Videokamera und sogar einer Drohne professionell dokumentiert hat.

Besonders erstaunenswert war in unseren Augen die beachtliche Größe des Modellschiffs, welches aus Holz gefertigt ist. Mit einer Länge von 9.5 m handelt es sich um ein Modell eines 135m-Schiffs mit einem Maßstab von etwa 1:13.5, welches in Abbildung 1 zu sehen ist. Die Fahrversuche mit diesem Schiff werden in einem 200 m x 9.5 m großen Tank durchgeführt. Dieser Tank ist insbesondere für Flachwasserverhältnisse ausgelegt. Die Wassertiefe kann hier durch das Ein-/Auspumpen von Wasser exakt eingestellt werden. Das sind optimale Bedingungen für unsere Interessen: Die Untersuchungen von Binnenschiffen bei besonders geringen Wassertiefen.

Abbildung 1: Modellschiff

Wir durften in den ersten Tagen der Versuche vor allem Propulsionsversuche und Anfahr- sowie Stoppversuche bei unterschiedlichen Wasserständen im Tank beobachten. Neben den Wasserständen variierten auch die Schiffsgeschwindigkeit und der Tiefgang des Schiffs. Bis zu 2 Tonnen Gewicht wurde auf das Schiff geladen, um einen bestimmten Tiefgang zu erreichen.

Der Schleppwagen, der in Abbildung 2 zu sehen ist, begleitet das Schiff während der Fahrt. Zum einen ist er mit diversem Messequipment ausgestattet, das nicht ausreichend Platz auf dem Modellschiff findet und daher mit dem Schiff über Kabel verbunden ist. Auch die Personen, welche die Versuche ausführen, finden hier Platz. Zum anderen soll das Schiff für unsere Versuche nur in drei Freiheitsgraden beweglich sein. In dieser Versuchskampagne wurden die Propulsionseigenschaften bei Geradeausfahrt ermittelt. Das Schiff wird dabei entlang einer Geraden geführt und kann frei stampfen und tauchen.

Abbildung 2: Versuchsaufbau: Der Schleppwagen (grünes Gestell) fährt über dem Schiff und ist mit diversem Messequipment ausgestattet.

Abbildung 3 zeigt einige Messgeräte, die sich auf dem Schiff und dem Schleppwagen befinden. Mit den Messgeräten werden Größen wie Widerstand, Düsen- und Propellerschub sowie Tiefertauchung und Vertrimmung gemessen.

Abbildung 3: Messgeräte auf dem Messwagen.

Ein besonderes Highlight des Tanks war für uns und Herrn Ridderbusch der Fototunnel unter dem Tankboden. Aus diesem heraus kann das fahrende Schiff von unten beobachten werden und Aussagen über die am Schiff anliegende Strömung getroffen werden, siehe Abbildung 4.

Abbildung 4: Modellschiff von unten aus dem Fototunnel heraus ausgenommen.

Eines der Hauptziele dieser Versuchskampagne war es, die Propulsionsleistung dieses Schiffes zu bestimmen, wobei die Wissenschaftler*innen an der maximal erreichbaren Geschwindigkeit des Schiffes unter verschiedenen Wassertiefen interessiert sind. Dazu wird das frei fahrende Schiffsmodell so lange beschleunigt, bis es eine bestimmte Geschwindigkeit erreicht. Dabei müssen die Versuchsingenieur*innen äußerst vorsichtig vorgehen, da eine zu hohe Geschwindigkeit zu Grundberührungen und Beschädigungen des Modells führen kann.

Pro Tag können etwa fünf bis sechs Versuche durchgeführt werden. Zwischen den einzelnen Fahrten muss oft eine Wartezeit von bis zu 60 Minuten eingelegt werden, damit sich die durch die Fahrt entstandene Welle im Tank soweit beruhigt hat, dass der nachfolgende Versuch nicht mehr davon beeinflusst wird. Die Pausen gaben uns die Gelegenheit die Wissenschaftler*innen mit neugierigen Fragen zu löchern, das Modellschiff mit Wathosen vom Wasser aus zu beäugen und die Räumlichkeiten und anderen Versuchshallen des DST zu besichtigen. So wurde uns in der Schreinerei erklärt, wie die Modellschiffe gebaut werden, neue Forschungsprojekte vorgestellt und der 360°-Schiffführungssimulator präsentiert. Wir möchten an dieser Stelle unser Dankeschön an das DST aussprechen für die Zeit und die informative Betreuung!

Das Ziel dieser Versuchsreihe ist es, niedrigwasseroptimierte Schiffe in den Schiffsführungssimulator der BAW zu integrieren. Dieser Simulator ermöglicht es, verschiedene Szenarien durchzuspielen und herauszufinden, wie wasser- und schiffbauliche Maßnahmen den Schiffsverkehr verbessern könnten. Auf diese Weise können fundierte Entscheidungen getroffen werden, um die Schifffahrt trotz des Klimawandels zukunftssicherer zu machen.

Autorinnen: Anne Bitterlich und Melissa Böhm

Vernetzen – Austauschen – Lernen: Forschungsrendezvous 2024

„Von Forschenden für Forschende“ fand Ende Oktober das diesjährige Forschungsrendezvous der BAW in Karlsruhe statt. Das Zusammenkommen von etwa 40 Jungwissenschaftlern und Jungwissenschaftlerinnen (JuWis) aus den beiden BAW-Standorten Hamburg und Karlsruhe war an drei Tagen geprägt von Vorträgen, Workshops, einer Exkursion sowie viel Raum zum Austausch, auch über die eigenen Forschungsthemen hinaus.

Das Forschungsrendezvous wurde abwechslungsreich gestaltet und es wurden zum Teil parallele Sessions interessensorientiert angeboten. Dabei wurden Themen wie das neue Wissenschaftstandem, der Umgang mit Chat-GPT, Anwendungsfälle von KI oder der Peer-Review-Prozess von Veröffentlichungen in Journals vorgetragen, diskutiert und Erfahrungen dazu ausgetauscht. Vielen Dank an alle Vortragenden.

Besonders positiv wurden die 2-Min-Themen-Pitches jedes JuWis wahrgenommen, die es ermöglichten einen Kurzeinblick in die große Bandbreite der Forschungsprojekte der Teilnehmenden zu erhalten, um darauf aufbauend später weiter zu diskutieren.

Feedback der JuWis: Was hat Euch besonders gefallen?

Am Nachmittag des zweiten Tages ging es zur Exkursion nach Forbach, um dort eine Führung durch das Kraftwerk der EnBW inklusive der zugehörigen Staumauer zu machen. Es wurde Einblick sowohl in die historische Errichtung vor etwa 100 Jahren, sowie zu den aktuellen Baumaßnahmen gegeben. Den JuWis wurden viele Details über den Fischaufzug, die Kraftwerkshalle, die Rohrleitungen und Stollen sowie die Staumauer selbst nähergebracht. Besonders spannend war die Begehung eines Abschnitts des Kontrollgangs der Staumauer.

Insgesamt war es für alle JuWis eine erfolgreiche Veranstaltung mit großer Teilnahme und positivem Feedback. Ein besonderer Dank gilt auch der großartigen organisatorischen Unterstützung der BAW.

PIANC Arbeitsgruppe 255

In diesem Jahr hat sich eine neue PIANC Arbeitsgruppe auf die Initiative von Herrn Claus Kunz, Abteilungsleiter Bautechnik, gegründet. Die PIANC Arbeitsgruppe 255 stellt sich der Aufgabe Empfehlungen zur realistischen Bewertung bestehender Wasserbauwerke aus Beton und Stahl zu erarbeiten. Hierzu sollen auf Basis der jeweiligen nationalen Verfahren und Methoden gemäß aktuellem Stand der Technik Konzepte und Ideen zur statischen Nachweisführung identifiziert und ihre nationale bzw. globale Anwendbarkeit überprüft werden. Der Fokus der Arbeit liegt auf Wasserbauwerke des Binnenbereichs, wobei manche Ergebnisse ebenfalls auf Bestandsbauten des Küstenbereichs übertragbar sein können.

Dieser Herausforderung stellen sich Experten des Wasserbaus aus 8 Nationen. Neben Europa mit Belgien, Niederlande, Frankreich, Großbritannien und Deutschland sind sowohl die USA als auch Asien mit China und Vietnam vertreten. Insgesamt zählt die Arbeitsgruppe 17 Mitglieder.

Übersicht der vertretenden Nationen

Deutschland wird durch die BAW mit gleich zwei Fachbereichen der Bautechnik repräsentiert. Das Referat Massivbau (B1) wird durch Viktória Malárics-Pfaff und Babje Rothe als Young Professional und das Referat Stahlbau/Korrosionsschutz (B2) wird durch Andreas Panenka vertreten.

Beide Referate haben in der Vergangenheit bereits BAW-Merkblätter zur Bewertung der Tragfähigkeit von bestehenden Wasserbauwerken herausgebracht. Die Erfahrung basierend auf den BAW-Merkblättern zur „Bewertung der Tragfähigkeit massiver Wasserbauwerke“ (TbW) und zur „Bewertung der Tragfähigkeit bestehender Verschlüsse im Stahlwasserbau“ (TbVS) bietet eine fundierte Grundlage für den internationalen Austausch.

Im August 2024 hat die PIANC Arbeitsgruppe 255 offiziell ihre Arbeit aufgenommen. Den Auftakt der Zusammenarbeit fand in Form eines enthusiastischen Kick-Off Meeting im PIANC Headquarter in Brüssel, Belgien, statt.

Nach dem Kennenlernen aller Teammitglieder und ihrer fachlichen Kompetenzen erfolgte die Diskussion der Aufgabenskizze und Festlegung der Zielsetzung der Zusammenarbeit. Der Tatendrang der Arbeitsgruppe wurde besonders bei der inhaltlichen Strukturierung des Berichts und Planung der nächsten Arbeitstreffen sichtbar. Den Vorsitz der Arbeitsgruppe 255 übernimmt Viktória Malárics-Pfaff (B1). Zur Unterstützung der Vorsitzenden übernimmt Andreas Panenka(B2) die Rolle des Sekretärs. Bei der personellen Aufstellung der Arbeitsgruppe dürfen wir uns sicher sein, dass eine konstruktive spannende Zusammenarbeit garantiert ist.

Teammitglieder der PIANC Arbeitsgruppe 255 beim Kick-Off Meeting in Brüssel (Foto: Malárics-Pfaff)

Das erfolgreiche Kickoff-Meeting wurde mit einem Teil des Teams im Rahmen eines gemeinsamen Abendessens in der Altstadt Brüssels zelebriert. Der Abend war beschwingt von der Motivation und der Begeisterung der Teammitglieder. Anschließend traten alle Teammitglieder mit einem Arbeitsauftrag im Gepäck ihre Heimreise an.

Noch im Dezember dieses Jahrs findet das nächste Arbeitstreffen in Hamburg statt. Die BAW übernimmt die Organisation des Arbeitstreffens. Dank dem Tatendrang der Teammitglieder dürfen wir auf die nächsten Arbeitsergebnisse gespannt sein. Wir blicken voller Vorfreude auf konstruktive und fruchtbare Diskussionen im Dezember!

Naturmessung am Raugerinne in Unterbreizbach an der Ulster gestartet

Für die Wiederherstellung der ökologischen Durchgängigkeit baut die WSV Fischaufstiegsanlagen zur Überwindung von Wanderhindernissen, wie z. B. Wehren. Neben Schlitzpässen, einer Betonbauweise mit senkrechten Wänden, werden an Wasserstraßen mit ausreichendem Platz und geringen Nutzungskonflikten naturähnlichere Raugerinne geplant. Diese bestehen dabei häufig aus mehreren aufeinanderfolgenden Querriegeln aus Steinen, welche den Höhenunterschied des Wanderhindernisses schrittweise abbauen. Durchgangsöffnungen in den Riegeln ermöglichen auch den größten in den Gewässern lebenden Fischen und Neunaugen den Aufstieg. Doch wie genau wirken sich Raugerinne auf die Wasserspiegellagen im Oberwasser aus? Die Strömungsbedingungen sind aufgrund der unregelmäßigen Riegelsteine sowie den Durchgangsöffnungen komplex und mit einfachen Methoden nur überschlagsweise beschreibbar. Die Wasserspiegel im Oberwasser sind jedoch im Rahmen des Genehmigungsprozesses oft für das gesamte Abflussspektrum, insbesondere zum Nachweis der Hochwasserneutralität nachzuweisen. Ein Forschungsprojekt der BAW widmet sich nun dieser spannenden Fragestellung.

Erste Berechnungsansätze wurden bereits mit Modellen an der BAW entwickelt und sollen nun anhand von Messdaten in der Natur validiert werden. Hierfür wurde kürzlich ein Raugerinne bei Unterbreizbach an der Ulster mit sechs Druckmessdosen ausgestattet. Diese werden in den kommenden Monaten den Wasserspiegel im Oberwasser, in den Becken und im Unterwasser des Raugerinnes messen.

Eine wertvolle Abwechslung zu Büro und Halle – gut gelaunte BAW-Mitarbeitende bei der Naturmessung an der Ulster

Zwar handelt es sich bei der Ulster um keine Bundeswasserstraße, aber die Bedingungen in dem etwa 15 m breiten und 80 m langem Raugerinne sind ideal für eine Naturmessung: die Riegel wurden mit etwa 1 m-breiten Durchgangsöffnungen und einer Wasserspiegeldifferenz von etwa 0,10 m nach dem Stand der Technik gebaut und weisen gute Voraussetzungen für hiesige Fischwanderungen auf.

Das 2021 errichtete Raugerinne in Unterbreizbach an der Ulster

Das Raugerinne wurde gebaut, um die ehemals feste Wehrschwelle zu ersetzen und ökologisch durchgängig zu machen. An dieser Stelle vielen Dank an allen Beteiligten für die freundliche Unterstützung unseres Forschungsvorhabens!

Frau Kalla von der K+S (rechts) und BAW Mitarbeitende am Messstandort der Ulster

Wir sind gespannt, ob der Winter eine Hochwasserwelle durch die Ulster schickt und somit wertvolle Messdaten für zukünftige WSV-Planungen erhoben werden können!

Workshop on Intelligent and Automated Waterway Transportation auf der IEEE ITSC 2024 in Kanada

Panoramablick vom Edmonton Convention Center (Veranstaltungsort der IEEE ITSC 2024) (Foto: Lahbib Zentari)

Am 24. September 2024 fand im Rahmen der 27. IEEE International Conference on Intelligent Transportation Systems (ITSC) in Edmonton, Kanada, der dritte Workshop zum Thema „Intelligenter und automatisierter Wasserstraßentransport“ statt, der in diesem Jahr von der Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) (vertreten durch Jannis Daubner, Kathrin Donandt und Lahbib Zentari, W4) mitorganisiert und gesponsert wurde. Das Event erwies sich als äußerst spannend und bot Gelegenheit für den intensiven Austausch zwischen Forschenden aus den Bereichen Automatisierung in der Binnen- und maritimen Schifffahrt.

Den Auftakt bildete der Keynote-Vortrag von Lahbib Zentari (BAW), der mit seiner Präsentation über die Potenziale von KI-Tools zur Bewertung der Navigationssicherheit auf deutschen Binnenwasserstraßen den Nachmittag eröffnete. Die eingeladenen Expertinnen und Experten boten daraufhin Einblicke in aktuelle Forschungsprojekte, die intensive Gespräche und Diskussionen anregten. Nicola Forti von der Universität Florenz sprach über den Fortschritt intelligenter maritimer Systeme und die Herausforderungen bei der Vorhersage von Schiffsbewegungen sowie der Erkennung von Anomalien. Paul Koch vom Fraunhofer-Zentrum für Maritime Logistik und Dienstleistungen hob in seinem Vortrag die Komplexität der Einhaltung internationaler Kollisionsverhütungsregeln (COLREG) durch autonome Schiffe hervor und präsentierte einen regelbasierten Ansatz zur Realisierung von COLREG-Konformität. Die Formalisierung der COLREG wurde ebenfalls im Vortrag von Hanna Krasowski (University of California, Berkeley, USA) thematisiert, in dem es darum ging, wie einem Reinforcement-Learning-Agenten die Einhaltung der COLREG vermittelt werden kann.

Formalisierung einer Kollisionsverhütungsregel mittels Metric Temporal Logic (MTL) (Vortrag von H. Krasowski, UC Berkeley) (Foto: Lahbib Zentari)

Nach einer Kaffeepause, die den Teilnehmenden Raum für persönlichen Austausch bot, ging es in der zweiten Hälfte des Workshops mit weiteren Vorträgen. Lars Grundhöfer vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt präsentierte die kanadische R-Mode Testumgebung als Ergänzung zu GNSS-Systemen, während Tim Reuscher von der RWTH Aachen sicherheitsorientierte Steuerungs- und Navigationskonzepte für automatisierte Flussfähren vorstellte. Den Abschluss des Workshops bildete eine angeregte Diskussion zum Thema Zulassung von KI-basierten Systemen in der Schifffahrt.

Der Workshop fungiert als wichtige Plattform für den internationalen Austausch von Wissen und Innovationen, mit dem Ziel, die Sicherheit und Effizienz des Wasserstraßentransports weiter voranzutreiben. Die Teilnehmenden des diesjährigen Workshops konnten wertvolle Erkenntnisse und Anregungen für sich mitnehmen. Die Workshop-Reihe soll nächstes Jahr auf der ITSC 2025 in Australien fortgesetzt werden.

Vortrag von Nicola Forti, Universität Florenz (Foto: Lahbib Zentari)

Geotechnical Engineering Challenges to Meet Current and Emerging Needs of Society – ECSMGE24

Unter diesem Titel fand das diesjährige Treffen der europäischen Geotechniker statt. Rund 1200 Personen nutzten den fachlichen Austausch in Lissabon, Portugal und nahmen an der europäischen Konferenz ECSMGE24 teil. Neben Haupt-Vorträgen (Lectures) fanden Fachvorträge in themenspezifischen Parallelsessions statt. Die BAW war mit einigen Beiträgen zu aktuellen Fragestellungen vertreten, um diese der Fachwelt zur Diskussion zu stellen. Alle Beiträge sind im Internet verfügbar: DOI 10.1201/9781003431749.

So berichtete Wolf Pfeiffer (Foto) am Beispiel der geplanten Schleuse Lüneburg über die Nachhaltigkeitsbewertung der erfolgten Baugrunderkundung und dem geplanten Schleusenbau. (DOI 10.1201/9781003431749-636).

Ulf Matthiesen stellte in seinem Beitrag dar, welchen Einfluss eine ordnungsgemäße Austauschbohrung für die Tragfähigkeit von Spundwänden im Kajenbau hat (DOI 10.1201/9781003431749-476).

Hanna Nissen präsentierte Teile ihrer Doktorarbeit zu Untersuchungen der Grundwasserströmung auf die Bohrpfahlherstellung (DOI 10.1201/9781003431749-486).

Helen Machacek legte in ihrem Beitrag dar, wie mittels neuartiger Versuchsgerätschaften für den hydraulischen Grundbruch in bindigen Böden ein Nachweisformat entwickelt werden kann (DOI 10.1201/9781003431749-486).

Martin Pohl präsentierte anhand von Untersuchungen an Seedeichen, dass diese bei guter Deichunterhaltung auch zukünftigen Klimawandelfolgen weitestgehend standhalten werden (DOI 10.1201/9781003431749-353).

Was gab es sonst, schlaglichtartig?

Ein Erdbeben (Stufe 5,3) ereignete sich in der Nacht zum ersten Tag der Konferenz. Life hack: bei Dienstreiseantritt auch hazard-maps studieren, so dass Erdbebenzonen und Tsunamirisiken bekannt sind.

Bei der opening ceremony gab es den Hinweis vom Politiker Carlos Moedas, dass mehr Ingenieure in die Politik gehen sollten. Ingenieure seien lösungsorientiert und gut darin Probleme zu erkennen, zu verhindern und auch zu lösen.

Bei vielen Vorträgen ging es darum, wie Schäden vermieden werden können; vielfach mit einem Bezug zu Klimawandelursachen, wie Starkregen. Ein Vortragender konnte Schäden aber auch etwas Positives abgewinnen, weil dies nun gute Beispiele zum Studieren seien. Also alles eine Frage der Perspektive.

Seit kurzem besteht eine Zusammenarbeit der ISSMGE mit der UN, um in Katastrophengebieten und bei gravierenden Schadensfällen mit geotechnischem Expertenwissen zu unterstützen. Die Initiative heißt: Geo-engineers without borders.

Themen, die sonst noch an Präsenz gewonnen haben, waren Aspekte zur künstlichen Intelligenz und zur probabilistischen Bemessung.

Da solche Konferenzen auch gerne für Ausschusstreffen in Person genutzt werden, hatte Martin Pohl noch ein Ausschusstreffen des TC201. Es wurde u.a. die nächste und vorherige (https://doi.org/10.53243/R0006) Ausschussveröffentlichung diskutiert. Dabei zeigte sich, dass international sehr unterschiedliche Bewertungen und Einschätzungen existieren, so dass ein Abgleich und Austausch äußerst wichtig sind.

Die Rückreise glückte diesmal auch für alle. Auf der Hinreise saßen nämlich zwei Kollegen 12 Stunden am Flughafen in Hamburg fest. …und im Flieger gab es erfreulicherweise eine zukunftsgerechte und nachhaltige (da vegetarische) Essensauswahl.