Lahbib Zentari

Brügge sehen… und vortragen.

Die BAW-Delegation bei der MASHCON 2025 (von links nach rechts): Dr. Daniel Weber, Jakob Rzeszutko, Dr. Ina Teutsch, Dr. Lahbib Zentari und Jan Mense.

Seit ihrer ersten Austragung im Jahr 2009 hat sich die MASHCON (Manoeuvring in Shallow and Confined Waters) als eine der wichtigsten internationalen Konferenzen für das Thema Schiffsmanövrierbarkeit in beschränkten Gewässern etabliert. Veranstaltet wird sie gemeinsam von Flanders Hydraulics Research und der Universität Gent. Die BAW ist in diesem Themenfeld nicht nur fachlich tief engagiert, sondern auch regelmäßig im Austausch mit den belgischen Kolleginnen und Kollegen – umso schöner war es, dieses Jahr erneut an der MASHCON teilzunehmen.

Die BAW war mit fünf ExpertInnen vertreten: Dr. Ina Teutsch und Jan Mense vom Referat K1, sowie Jakob Rzeszutko, Dr. Daniel Weber und ich, Lahbib Zentari, vom Referat W4. Trotz der geografischen Distanz zwischen Hamburg und Karlsruhe sowie des breiten Spektrums an fachlichen Schwerpunkten, war eins deutlich spürbar: Unsere Vorträge fanden großen Anklang beim internationalen Publikum. Es war beeindruckend zu sehen, wie gut die Arbeiten der BAW-KollegInnen auch über nationale Grenzen hinweg wahrgenommen und geschätzt werden.

  • Jan Mense stellte eine experimentelle Studie zur Manövrierfähigkeit eines Modells in natürlichem Hafenschlick vor. Ziel war die Validierung numerischer Modelle, insbesondere hinsichtlich der komplexen Eigenschaften des flüssigen Schlicks als Fahruntergrund.
  • Dr. Ina Teutsch zeigte, wie große Seeschiffe mit Verdrängerrumpf in engen Fahrwassern Rückströmungen und Primärwellen erzeugen, die weit über den unmittelbaren Schiffsbereich hinaus wirken können. Die Ergebnisse unterstreichen, wie wichtig langsame Geschwindigkeiten und ein ausreichend großer Abstand bei der Hafeneinfahrt sind – insbesondere in engen Gewässern.
  • Jakob Rzeszutko und Dr. Daniel Weber präsentierten Arbeiten zur Emissionsmodellierung in der Binnenschifffahrt. Sie zeigten, dass herkömmliche Emissionsmodelle Manöversituationen in variabler Wassertiefe oft nicht berücksichtigen. Ihre vier vorgestellten Leistungsprognosemodelle erlauben eine differenziertere und realistischere Berechnung von CO₂-Emissionen auf dem Rhein – ein wichtiger Beitrag zur umweltfreundlicheren Schifffahrt.
  • Ich selbst (Lahbib Zentari) berichtete aus dem Forschungsnetzwerk SHINING, dessen Ziel es ist, Referenzdaten und Best-Practice-Methoden für den Einsatz von CFD-Verfahren in der Binnenschifffahrt zu etablieren. In den Workshops des Netzwerks wurde deutlich, wie stark Flachwasserströmungen die hydrodynamischen Kräfte und Momente auf Schiffe beeinflussen – und wie gut verschiedene CFD-Methoden diese Effekte abbilden können.

Was mich immer wieder begeistert, ist mit wie viel Leidenschaft die KollegInnen der BAW ihre Arbeit präsentieren, sei es im kleinen Kreis bei einer Referatsrunde oder vor einem internationalen Fachpublikum. Für mich persönlich waren die drei Tage in Belgien sehr bereichernd. Ich habe viel gelernt und erneut gespürt, dass unsere Forschung international auf großes Interesse stößt – vor allem, weil sie einen Beitrag leistet, die Schifffahrt sicherer, umweltfreundlicher und zukunftsfähiger zu machen.

Wir freuen uns jetzt schon auf die nächste MASHCON – 2028 in Madrid. Und ich bin mir sicher: Auch dort wird die BAW wieder mit starken Beiträgen vertreten sein.

Rückblick: BAW-Workshop „Simulatoren als virtuelles Testfeld“

Am 27.03.2025 fand in Karlsruhe ein Workshop des BAW statt, der sich mit dem Thema „Simulatoren als virtuelles Testfeld“ auseinandersetzt. Bei dieser interdisziplinären Fachveranstaltung kamen Expertinnen und Experten aus den Bereichen Forschung, Industrie und Behörden zusammen, um ihre Erfahrungen und Erkenntnisse auszutauschen.

Ziel des Workshops war die Förderung des Austauschs über aktuelle Entwicklungen rund um Schiffsführungssimulatoren – von Fahrdynamik bis künstlicher Intelligenz sowie eine stärkere Vernetzung der AkteurInnen.

Mit der zunehmenden Automatisierung in der Binnenschifffahrt wird es immer wichtiger, neue Assistenzsysteme sicher testen zu können – und zwar bevor sie auf echte Wasserstraßen losgelassen werden. Simulatoren bieten hier ein perfektes und risikofreies Testfeld: realistische Bedingungen, ohne echte Gefahren.

Vier Themenblöcke standen im Mittelpunkt:

  • Fahrdynamische Modellierung: Wie realistisch kann ein Schiff heute schon virtuell manövrieren?
  • Visualisierung: Was braucht ein gutes Sichtmodell, damit sich der virtuelle Fluss echt anfühlt?
  • Befahrbarkeitsanalysen und Schulung: Wo helfen Simulatoren jetzt schon weiter?
  • Automatisierung und KI: Wie geht es weiter Richtung autonome Schifffahrt?

Neben spannenden Vorträgen gab es wertvolle Anstöße aus aktuellen Projekten und gewinnbringende Diskussionen.

Die Vorträge haben gezeigt, wie weit wir schon bei der Simulation von Manöververhalten, Umweltbedingungen und KI-gestützter Navigation sind. Besonders lebhaft wurde es bei der Frage, wie menschliches Verhalten („Human Factor“) besser in Simulatoren abgebildet werden kann. Darüber hinaus ging es auch darum, wie wir Simulatoren fit machen für den Praxistest autonomer Systeme.

Das Feedback der Teilnehmenden war überaus positiv – viele neue Ideen, Kontakte und sicher auch Ansätze für künftige Kooperationen. Wer sich tiefer für das Thema interessiert, sollte sich schon mal die MARSIM2026 vormerken. Wir von der BAW sind auf jeden Fall dabei!