offshore

Praxis-Workshop zur Bodenansprache für die Offshore-Flächenvoruntersuchung

Die geotechnische Untersuchung des Meeresbodens spielt eine zentrale Rolle bei der Planung und Umsetzung von Offshore-Windparks. Eine genaue Bodenansprache ist dabei essenziell für die Bewertung potenzieller Standorte. Im Rahmen der Flächenvoruntersuchung durch das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) (Datenportal Flächen­vor­unter­suchung PINTA) werden umfangreiche Erkundungskampagnen in Auftrag gegeben, welche auf See fachlich begleitet und überwacht werden müssen. Dies erfolgt durch die sog. Offshore Client Representatives (OCR), welche vom BSH, der Bundesanstalt für Wasserbau (BAW), Referat K6 (BAW Referat Geotechnik Küste), sowie durch Ingenieurdienstleister gestellt werden. Um Wissenstransfer zu gewährleisten und die Zusammenarbeit zu stärken, fand ein praxisorientierter Workshop bei der BAW in Hamburg statt. Gemeinsam mit den projektbeteiligten OCRs wurde das Thema Bodenansprache und Klassifikation intensiv behandelt und hierbei die Erkenntnisse aus den vergangenen Kampagnen aufgearbeitet.

Schwerpunkte des Workshops

  • Grundlagen der Bodenmechanik: Untersuchung der geologischen Herkunft, Porosität, Dichte, Wassergehalt und Plastizität maritimer Sedimente mit besonderem Fokus auf die Nordsee.
  • Bodenklassifikation nach aktuellen Normen: Demonstration und Übung praxisrelevanter Methoden unter Berücksichtigung normativer Anforderungen.
  • Laborversuche für Offshore-Anwendungen: Spezifische Herausforderungen bei direkten Offshore-Baugrundaufschlüssen und der Einflussfaktoren der maritimen Umgebung.
  • Rolle der überwachenden OCR: Verantwortung und Aufgaben im Rahmen der Qualitätssicherung bei Baugrunduntersuchungen.

Praktische Demonstrationen und interaktiver Austausch

Ein besonderer Schwerpunkt lag auf der direkten Anwendung geotechnischer Untersuchungsmethoden im Labor der BAW. Die Teilnehmenden konnten verschiedene Analysetechniken an Bohrproben aus Erkundungskampagnen der BAW erproben und typische Herausforderungen praxisnah simulieren. Besondere Highlights waren:

  • Fachvorträge von Daniel Herda (BAW), Svenja Steding (Rambøll) und Andreas Janzen (BAW)
  • Vorführung verschiedener Verfahren zur Klassifikation sowie zur Vorbereitung der Bodenproben für höherwertige Laborversuche
  • Untersuchung realer Bodenproben aus Erkundungskampagnen und Übung der Bodenansprache

Darüber hinaus bot der Workshop die Möglichkeit für einen intensiven fachlichen Austausch in dem Optimierungspotenziale und innovative Ansätze zur Weiterentwicklung der geotechnischen Untersuchungsmethoden erörtert und diskutiert wurden. Dabei stand im Vordergrund, bestehende Methoden zu validieren und abzustimmen.

Fazit und Ausblick

Der Workshop stellte für alle Beteiligten eine wertvolle Gelegenheit dar, um bestehende Methoden zu reflektieren, neue Impulse zu gewinnen und gemeinsame Qualitätsstandards weiterzuentwickeln. Auch zukünftig sollen solche Veranstaltungen dazu beitragen, die Qualität geotechnischer Untersuchungen zu optimieren um die Herausforderungen der Offshore-Industrie nachhaltig zu meistern.

‚HUET‘ – Unterwasser-Abenteuer in Cuxhaven

Hinter der Abkürzung HUET verbirgt sich das „Helicopter Underwater Escape Training“.
Wir vier Mitarbeitende der BAW aus dem Bereich Geotechnik, einer sonst sehr erdverbundenen Disziplin des Bauingenieurwesens, sollten im Offshore Safety-Trainingscenter Cuxhaven lernen, wie man sich in Notsituationen aus einem Helikopter (hoffentlich) retten kann.

Nach einem Theorie-Teil am Vormittag ging es mit Pommes im Bauch über zum Praxis-Teil. Netterweise fand dieser in einem Schwimmbecken statt und nicht in der kalten Nordsee. Wir haben dennoch sogenannte Arbeitsüberlebensanzüge angezogen, bevor wir im Becken dann den Umgang mit einem Notatemsystem (CAEBS – „Compressed Air Emergency Breathing System“) geübt haben. Unsere Ausrüstung sah folgendermaßen aus:

links Arbeitsüberlebensanzug mit Schwimmweste, rechts CAEBS (Bildquelle)

Nach einigen Vorübungen, stets angefeuert durch ein motivierendes „Atme, atme, atme!“ unseres Trainers, kam der unter der Schwimmbadhalle schwebende Helikopter-Dummy zum Einsatz. Unsere Aufgabe war es nun, in 4 Übungen mit steigendem Schwierigkeitsgrad uns jeweils von unseren Sitzen loszuschnallen und aus dem Helikopter zu entkommen (im Bild unten skizziert).

Die vier verschiedenen Situationen, in denen wir uns aus dem Helikopter retten sollten

Am Anfang war es noch einfach: Tür aufziehen, Rettungsinsel hinausschmeißen und hinterherspringen, bevor der Helikopter unter Wasser ist.
Ab der zweiten Übung kam dann das Atemsystem zum Einsatz. Zunächst wurde der Dummy gerade heruntergelassen, kurz vor der Wasseroberfläche wurden die Fenster und Türen geöffnet, sodass wir anschließend unter Wasser ohne Hindernis hinaustauchen konnten.
In der dritten Übung wurde der Helikopter-Dummy zunächst mit uns versenkt und dann um 180° gedreht. Das war der Moment, in dem wir alle verstanden, warum die Trainer uns zuvor Anweisungen gegeben haben wie „greif zu deinem Fuß“ und nicht „greif nach unten“.
Vor der letzten Übung wurden die Fenster- und Türöffnungen wieder verschlossen und wir mussten sie unter Wasser auf dem Kopf stehend öffnen, bevor wir in Richtung rettender Wasseroberfläche schwimmen konnten. Ziemlich k. o. und glücklich, die Übungen gemeistert zu haben, gab es dann noch ein Abschieds-Gruppenbild vor dem Helikopter-Dummy:

Doch was war der Grund für unser Unterwasser-Abenteuer während der Arbeitszeit?

Seit 2 Jahren erkundet das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) Flächen in der Nord- und Ostsee, auf denen anschließend offshore-Windparks gebaut werden sollen. Wer auf diesen Flächen die Windenergie nutzen darf, wird in einer Auktion der Bundesnetzagentur festgelegt. Und damit die Bietenden ihre Kosten für den Windparkbau abschätzen können, wird zuvor ein umfangreiches Informationspaket geschnürt und öffentlich zur Verfügung gestellt (https://pinta.bsh.de/).

Neben Untersuchungen zur Tier- und Pflanzenwelt, sowie den Windverhältnissen auf der Fläche, spielen Informationen über den Baugrund eine tragende Rolle. Wenn dazu Bohrungen und Drucksondierungen bis in eine Tiefe von 80 m durchgeführt werden, sind „offshore client representatives“ für das BSH an Bord der Bohrschiffe. Diese Aufgabe teilen sich Mitarbeitende des BSH, des Ingenieurbüros Ramboll sowie der BAW. Im 2 x 12-Stunden-Schichtbetrieb begleiten und überwachen wir die Arbeiten auf dem Schiff, nach 2 Wochen werden wir dann abgelöst. Damit für diesen Personalwechsel das Bohrschiff seine Arbeit nicht unterbrechen und zurück in den Hafen fahren muss, ist der Transport via Helikopter vorgesehen. Auf der folgenden Karte kann man erkennen, dass der Weg zurück an Land kein Katzensprung ist: die Fläche N-9, die dieses Jahr untersucht wird, liegt mehr als 100 km von der Küste entfernt.

Mit einem roten Punkt an Land markiert: ein möglicher Abflugort des Helikopters: Eemshaven in den Niederlanden; rot umkringelt: Fläche N-9 (Bildquelle)

Wo die BAW im Bereich offshore noch aktiv ist, kann im neusten BAW Geschäftsbericht nachgelesen werden.