Ökologische Durchgängigkeit

Naturmessung an der Buhnenrampe in Greven (Ems) durchgeführt

Damit Fische und andere Wasserlebewesen Wehre überwinden können, braucht es Auf- und Abstiegsanlagen. Gewässerbreite Raugerinne gelten als bevorzugte Bauweise. In der Praxis scheitert ihr Bau jedoch oft am Platzmangel. Selbst dort, wo ausreichend Raum vorhanden ist, treten weitere Probleme auf: Riegelsteine sind nicht immer in der nötigen Größe verfügbar und bei höheren Abflüssen wird die Strömung häufig zu turbulent. Die Buhnenrampe ist ein neuartiger Bautyp, der mit kleineren Steinen auskommt und auch bei größeren Wassermengen passierbar ist. Daher wollen wir an der BAW diesen Bautyp näher untersuchen.

Eine erste Anlage dieser Art wurde 2021 in Greven an der Ems realisiert. Dort ersetzte die Bezirksregierung Münster das alte Wehr „Cramer“ durch eine Buhnenrampe. Während der Aufstau zuvor über einen einzigen, für Fische unüberwindbaren Überfall abgebaut wurde, verteilt sich der Höhenunterschied nun über viele kleine Abschnitte mit Durchlässen – und ist dadurch für Fische passierbar. Die großen Becken zwischen den Buhnen bieten zudem viel Raum, sodass wir vermuten, dass die Rampe nicht nur die Durchgängigkeit verbessert, sondern auch zusätzlichen Lebensraum im und am Wasser schafft. Insgesamt also ein vielversprechender Ansatz.

Die Buhnenrampe in Greven an der Ems (Blick in Fließrichtung)

Allerdings ist diese Bauweise noch neu und bislang wenig untersucht. Unsere Aufgabe an der BAW ist es daher, zu prüfen, ob sich Buhnenrampen auch an weiteren Standorten mit Wehren eignen, um dort die Durchgängigkeit für Fische herzustellen. Dafür müssen Bemessungsansätze entwickelt und belastbare Grundlagen geschaffen werden. Ein wichtiger Baustein ist die Gewinnung von Naturdaten, um die Hydraulik besser zu verstehen.

Am 6. August 2025 haben wir hierfür eine Messkampagne an der Buhnenrampe in Greven durchgeführt. Mit den Daten wollen wir untersuchen, wie Gefälle und Strömung in den einzelnen Durchlässen zusammenhängen – ein entscheidendes Kriterium dafür, ob die Fische sie passieren können. Dazu haben wir Fließgeschwindigkeiten, Wasserstände und Strömungsmuster erfasst – sowohl im Detail als auch im Gesamtbild der Anlage. Auf die intensive Feldarbeit folgt nun die Auswertung.

Mitarbeitende der BAW bei der Messung von Fließgeschwindigkeiten in einem Durchlass der Buhnenrampe

Der Planungsnavigator – Navigation durch die Weiten der Planungswelten

Der Planungsnavigator PlaN ist online!
Zunächst wird PlaN im Themenfeld Ökologische Durchgängigkeit (ÖD) auf der Webseite https://izw.baw.de/planoed/vu veröffentlicht.

Planungsnavigator Ökologische Durchgängigkeit


Was ist nun der Sinn und Zweck dieser Anwendung?
In der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) werden in verschiedenen Ämtern immer wieder ähnliche Vorgänge abgewickelt, wie z. B. die Planung von Fischaufstiegs- und Fischabstiegsanlagen zur Wiederherstellung der ökologischen Durchgängigkeit an Bundeswasserstraßen. Viele der erforderlichen Schritte bei der Planung wiederholen sich und können standardisiert werden. Mit PlaN ÖD steht ein Werkzeug zur Verfügung, das durch die Schritte der Voruntersuchung leiten kann und wertvolle Informationen für den Planungsprozess und die Erstellung des Erläuterungsberichts enthält. Ziele sind die Beschleunigung der Planung, die Standardisierung der Texte mit dem Hintergrund beschleunigter Genehmigung und die Wissensvermittlung im Bereich Ökologische Durchgängigkeit.

Aus PlaN ÖD gibt es direkte Verknüpfungen zu Dokumenten, u.a. auf der IZW-Seite Ökologische Durchgängigkeit, zur Webanwendung SchlitzpassBerechnung und zu Schulungsmaterial im IZW-Campus. Die Textbearbeitung fand in einer Projektgruppe aus GDWS, BfG und BAW statt, die technische Umsetzung hat arxio beigesteuert.

Für die WSV ist es wichtig, dass die Anwendung auf der WSV-internen Verwaltungsvorschrift 2107 basiert. Das hilft natürlich auch den Ingenieurbüros, die von der WSV mit der Planung von Fischaufstiegs- und Fischabstiegsanlagen beauftragt werden und die PlaN ÖD ebenfalls nutzen können.

PlaN ÖD ist zunächst ein Prototyp und hat noch nicht die volle Nutzerfreundlichkeit erreicht. Aktuell wird die zugrunde liegende Webanwendung daher weiterentwickelt. Weitere Themengebiete für Planungsnavigatoren werden in den Blick genommen.

Verfasst von Anne Kampker

Ich bin wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Wasserbau im Binnenbereich. Ich berate die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung bei der Planung von Fischaufstiegsanlagen und arbeite an der Digitalisierung von Planungsprozessen.

7. Kolloquium zur Wiederherstellung der ökologischen Durchgängigkeit an Bundeswasserstraßen von BAW und BfG


Am 18./19. November 2021 fand in der BAW ein Kolloquium zum Thema „Die Variabilität natürlicher Prozesse – Eine Herausforderung bei der Planung von Fischaufstiegsanlagen“ statt, zu welchem BAW und BfG gemeinsam eingeladen hatten. Als auswärtiger Referent konnte unter anderem Prof. Dr. Geist von der TU München gewonnen werden, der auch den Einführungsvortrag hielt.

Das Kolloquium, das aus Pandemiegründen virtuell stattfinden musste, war auf ein erfreulich hohes Interesse gestoßen. Die vollständig digitale Ausrichtung war für die Organisator:innen eine neue Erfahrung und bisweilen auch Herausforderung. Basis für die Karlsruher Referierenden war ein professionell eingerichtetes Medienstudio, welches die besten technischen Voraussetzungen für das virtuelle Modell bot. Am Donnerstagmittag begrüßte BAW-Amtsleiter Prof. Dr. Heinzelmann die knapp 300 Teilnehmenden und damit einen etwa doppelt so großen Kreis von Fachleuten, als dies bei einer Präsenzveranstaltung der Fall gewesen wäre.

Die Referate des ersten Tags waren der biologischen und natürlichen Variabilität von Fischbeständen sowie der hydrologischen Variabilität gewidmet. Der Vortragsblock am zweiten Tag befasste sich im Wesentlichen mit dem Umgang mit natürlicher Variabilität bei der Planung von Fischaufstiegsanlagen. Im Anschluss an die Vorträge bestand die Möglichkeit zum fachlichen Austausch der Teilnehmenden in separaten moderierten Diskussionsräumen, die auch rege genutzt wurde. Das Schlusswort sprachen am Freitagmittag Dr. Roman Weichert und Dr. Matthias Scholten.

Die Organisator:innen erhielten im Anschluss an das Kolloquium eine sehr positive Resonanz. Hierbei wurden insbesondere die vielseitige Themenauswahl, die Referent:innen und die technische Umsetzung – nicht zuletzt in den Diskussionsräumen – hervorgehoben. Alle Vorträge des Kolloquiums werden zeitnah in einem Tagungsband veröffentlicht und dieser dann auch zum Download angeboten werden.