Kolloquium

Ostsee-Kolloquium der BAW und BfG

Was passiert an der Ostsee, heute und in Zukunft? Welche Herausforderungen gilt es in diesem stark genutzten und ökologisch sensiblen Küstenmeer zu bewältigen? Und welche Potentiale bietet der deutsche Ostseeraum für Wirtschaft, Infrastruktur und Umweltschutz? Fragen wie diese standen im Mittelpunkt des 3. BAW/BfG-Kolloquiums zum Thema „Ostsee – Aktuelle Themen aus Gewässerökologie und Wasserbau“, das am 17. Juni 2025 in der Hansestadt Lübeck stattfand, gemeinsam organisiert von Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) und Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG). Die große Resonanz – 120 Anmeldungen, u. a. aus Wissenschaft, Ingenieurwesen, Ministerien und öffentlicher Verwaltung – zeigt das breite Interesse an fachlichem Austausch zu aktuellen Ostsee-Themen.

Foto der Begrüßung zum Ostsee-Kolloquium durch Holger Rahlf und Dr. Dorothe Herpertz vor der Titelfolie des Kolloquiums
Holger Rahlf (BAW) und Dr. Dorothe Herpertz (BfG) begrüßen zum Ostsee-Kolloquium in Lübeck.

Der erste von vier Themenblöcken des Kolloquiums widmete sich der Bedeutung des deutschen Ostseereviers. Im Fokus standen hier sowohl die Herausforderungen für Schifffahrt und Ostseehäfen als auch die Potentiale der Region, insbesondere des Lübecker Hafens, dem eine wichtige Rolle im transeuropäischen Waren- und Personenverkehr zukommt.

Im zweiten Block ging es um aktuelle Ausbauvorhaben an der westlichen Ostsee. Dabei beleuchteten gleich mehrere Vorträge unterschiedliche Aspekte der Verbreiterung des Nord-Ostsee-Kanals, wie die Kompensationsmaßnahmen für gefährdete Tiere und die Beweissicherung der Baggergutverbringung. Für die Beweissicherung wird ein hybrider Ansatz genutzt, der kontinuierlich erhobene Messdaten vor Ort mit numerischen Simulationen verbindet. Dr. Guntram Seiß von der BAW erläuterte anschaulich, wie dazu ein Modellsystem entwickelt wurde, das nahezu in Echtzeit die Auswirkungen der Baggergutverbringung realitätsnah darstellen kann. Die so während des ersten Bauabschnitts gewonnen Informationen konnten maßgeblich dazu beitragen, die Sorgen der Anrainerkommunen und Naturschutzverbände bezüglich Umweltauswirkungen zu entkräften. Außerdem ging es im zweiten Themenblock um den Ausbau des Seekanals Rostock, der die Wettbewerbsfähigkeit des Hafens stärkt, aber das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Ostsee vor neue Herausforderungen stellt, auch weil die Fahrrinne unmittelbar neben Wohnsiedelungen im Ostseebad Warnemünde verläuft. Es war beeindruckend zu sehen, wie es weiterentwickelte Technik ermöglicht hat, die Lärmbelastungen für Anwohnerinnen und Anwohner spürbar zu reduzieren und dieses Infrastrukturprojekt im Zeitplan abzuschließen. Darüber hinaus zeigte Marko Kastens von der BAW anschaulich, wie hochaufgelöste Computermodelle dazu genutzt werden, die Auswirkungen der Ausbaumaßnahme auf Schiffswellen und die Belastungen der Bauwerke durch große Schiffe zu untersuchen.

Collage aus vier Fotos von Vortragenden vor ihren Folien
Dr. Guntram Seiß, Dr. Ingrid Holzwarth (beide BAW, oben), Katja Behrendt (BfG) und Marko Kastens (BAW) präsentieren aktuelle Forschungsergebnisse.

Im dritten Themenblock ging es um die Unterhaltung der Bundeswasserstraßen und Küsten im Ostseeraum. Neben Herausforderungen bei der Baggergutverwertung und Schadstoffmobilität auf Spülfeldern wurden neue Ansätze, wie ökologisch orientierte Unterhaltungspläne, vorgestellt. Dr. Ingrid Holzwarth von der BAW stellte die Frage, ob wirklich „immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel“ sein muss, oder ob auch Schlick-Wasser-Gemische in der Ostsee schiffbar sind. Mit den Ergebnissen dieser Laboruntersuchungen könnte es möglich sein, den Unterhaltungsaufwand für die Fahrrinnen zu den Ostseehäfen zu reduzieren, was sowohl ökonomisch als auch ökologisch vorteilhaft wäre. Die Beiträge zeigten, dass Unterhaltung und Umweltschutz kein Widerspruch sein müssen, sondern an der Ostsee mit innovativen Konzepten integrativ gedacht werden.

Den Abschluss bildete der Block „Zukunft Ostsee“, in dem es um Küstenschutz heute und morgen, aktuelle Forschung zu Klimaextremen sowie um Klimaanpassung an der Ostseeküste ging. Die vorgestellten Modellierungen, Datenanalysen und Informationsdienste verdeutlichten, wie wissenschaftliche Erkenntnisse in strategische Planung einfließen, etwa beim Umgang mit Sturmfluten oder immer öfter auftretenden Hitzeperioden.

Collage aus einem Foto einer angeregten Diskussion und einem Foto der Posterstellwände
Spannende Vorträge, wie hier von Dr. Markus Promny (BfG), und interessante Poster (hier vor Beginn der Veranstaltung) regen zu Nachfragen und Diskussionen an.

Ergänzt wurde das Vortragsprogramm durch zahlreiche Poster, die aktuelle Projekte aus dem Ostsee-Kontext vorstellten. Diese boten zusätzliche Möglichkeiten zur Vertiefung und regten zum intensiven Austausch an – ein Angebot, das von den Teilnehmenden gerne genutzt wurde. Darüber hinaus gab es auch im Anschluss an die Vorträge und in den Pausen rege Diskussionen unter den Teilnehmenden. Die Atmosphäre war geprägt von konstruktivem Austausch, Neugier und dem Wunsch, disziplinübergreifend voneinander zu lernen.

Das Kolloquium war ein voller Erfolg – fachlich vielseitig, methodisch anspruchsvoll und dialogorientiert. Deshalb ist man sich schon heute bei BAW und BfG sicher, dass das gemeinsame Kolloquium nicht das letzte gewesen sein wird, und der Austausch über Gewässerökologie und Wasserbau weitergehen wird, um gemeinsam Impulse für Forschung und Praxis zu setzen.

Verfasst von Markus Reinert

Meeresphysiker an der BAW in Hamburg. Erforscht aktuell den Seegang und dessen Wirkung auf den Transport von Sedimenten in der deutschen Ostsee.

Neubau und Instandsetzung von Verkehrswasserbauwerken – Bewährtes weiterdenken

Spannende Vorträge, angeregter Austausch und die Verabschiedung eines angesehenen Referatsleiters der Bundesanstalt für Wasserbau – aus diesen Anlässen fanden sich am 25. und 26. März 2025 in Karlsruhe über 130 Teilnehmende aus der WSV, dem akademischen Bereich sowie Planungsbüros und Baufirmen zum BAWKolloquium „Neubau und Instandsetzung von Verkehrswasserbauwerken – Bewährtes weiterdenken“ zusammen.

An zwei Tagen wurden verschiedenste Themen vor dem Hintergrund aktueller Herausforderungen bei Neubau und Instandsetzung von Verkehrswasserbauwerken beleuchtet. Dazu gehörten Berichte über Entwicklungen und Innovationen von Baustoffen und Bauweisen, interessante Bauprojekte, Nachhaltigkeit, Digitalisierung sowie Strategie und Management im Bereich der Bundeswasserstraßen. Dank der aus Universitäten, DAfStb, Planungsbüros, dem BMDV, der WSV sowie der BAW stammenden Vortragenden konnte ein abwechslungsreiches und spannendes Programm geboten werden, welches durch die Fortsetzung von Diskussionen in den Kaffeepausen vertieft und ergänzt wurde.

Als Höhepunkt der Veranstaltung wurde Andreas Westendarp nach 38 Jahren an der BAW und als langjähriger Leiter der Referats Baustoffe im Rahmen seines Abschiedskolloquiums gebührend in den Ruhestand verabschiedet. Die zahlreichen persönlichen Wünsche, Beiträge und Geschenke von ehemaligen und aktiven Wegbegleiterinnen und Wegbegleitern sowie die stehenden Ovationen der Teilnehmenden zeigten, dass mit ihm nun ein fachlich und auch persönlich sehr geschätzter Experte die Bühne der Bundeswasserstraßen verlässt.

In seinem Vortrag „Bewährtes weiterdenken – Resümee und Ausblick“ blickte Herr Westendarp durch den Rückspiegel auf seine vergangenen Jahre an der BAW zurück und fasste die vielfältigen fachlichen Fragestellungen der letzten Jahrzehnte zusammen. Ein Blick durch die Windschutzscheibe verdeutlichte darüber hinaus die zukünftigen Herausforderungen für den Verkehrswasserbau, womit Herr Westendarp auch jetzt noch eine umfangreiche ToDo-Liste für kommenden Aufgaben bereitstellt.

Abgerundet durch die obligatorische Abendveranstaltung zum Ausklang des ersten Veranstaltungstages mit vielen individuellen Gesprächen und Chancen zur Vernetzung blickt die BAW und insbesondere die Abteilung Bautechnik auf ein erfolgreiches und fachlich spannendes Kolloquium zurück.

Auch auf diesem Wege wünscht die BAW Herrn Westendarp alles Gute für den kommenden Lebensabschnitt und einen wohlverdienten Ruhestand.

Digitalisierung in der Geotechnik: Gegenwart und ein Blick in die Zukunft

Ausverkaufte Ränge auf dem spannenden Kolloquium in Hamburg zum Thema Digitalisierung in der Geotechnik. Am Donnerstag, den 06.02.2025, fand das 2. Kolloquium „Digitalisierung in der Geotechnik“ als gemeinsame Veranstaltung des Arbeitskreises 2.14 der Deutschen Gesellschaft für Geotechnik (DGGT) und der Bundesanstalt für Wasserbau statt.
Das Programm von 9:30-17:00 Uhr war unterteilt in vier Blöcke, mit ausreichenden Kaffeepausen zum fachlichen Austausch und zur Vernetzung unter den 150 Teilnehmenden.

Seit dem 1. Kolloquium Digitalisierung in der Geotechnik, im Januar 2020 ausgerichtet von der BAW in Hannover, wurde es mal wieder Zeit, den aktuellen Stand zu digitalen Methoden in der Geotechnik und den Entwicklungen im AK 2.14 der DGGT zu präsentieren. Obwohl die Digitalisierung von der Vorerkundung bis zum Baustellenbetrieb in der Geotechnik eine große Bandbreite aufweist, wurde sich bei der Veranstaltung auf das Fachmodell Baugrund fokussiert, das die Grundlage aller BIM-Projekte mit geotechnischen Fragestellungen darstellt. Diese Fokussierung erlaubte es, tiefer in Themen einzusteigen und mit einem roten Faden durch das Programm zu führen:

  • Projektbeispiele zur Umsetzung des Fachmodells Baugrund in der praktischen Anwendung (Status Quo und individuelle Lösungsansätze)
  • Vergleich von Autorensoftware (Status Quo der Möglichkeiten)
  • Anwendungsfälle und Entwicklungen für datenbankbasiertes Arbeiten
  • Mögliche Wege in die Standardisierung in der Geotechnik als Grundlage für einen funktionierenden Datenaustausch
  • Zukünftige Anwendungsmöglichkeiten (Ausblick auf noch offene Themen)

Es war beeindruckend zu sehen und in zahlreichen Gesprächen mitzunehmen, wie sich die Geotechnik ins Digitale wandelt und welche innovativen digitalen Lösungen in der Entwicklung sind.

Vielen Dank an die zahlreichen Vortragenden und dem Organisationsteam der DGGT und BAW für die gelungene Veranstaltung!

Besonderer Dank geht an unseren BAW-Kollegen Dr.-Ing. Jörg Bauer für die Zusammenstellung des Programms der Veranstaltung und seine inspirierenden Vorträge über den aktuellen Arbeitsstand sowie die geplanten Tätigkeiten und Entwicklungsvorhaben des Arbeitskreises „Digitalisierung in der Geotechnik“ der DGGT. Seine Einblicke in mögliche Wege in eine gelingende Standardisierung der digitalen Geotechnik waren wirklich erhellend!

Weitere Infos und Entwicklungen zur Digitalisierung in der Geotechnik gibt es unter:
https://ak214.arbeitskreis-dggt.de/