Aufzug oder Schleuse – auch für Fische

Seit einigen Jahren berät die BAW zusammen mit der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung bei der Herstellung der ökologischen Durchgängigkeit der Bundeswasserstraßen. Diese sind vielfach gestaut, um z.B. die notwendige Wassertiefe für die Schifffahrt zu gewährleisten. Häufig werden die Stauanlagen auch für die Gewinnung von Strom aus Wasserkraft genutzt. Aus Sicht von Wanderfischen (und fast alle Fische wandern über kürzere oder längere Strecken) sind die Stauanlagen Sperren auf ihrem Weg. Es gibt etliche Fischarten, u.a. die bekannten Aale und Lachse, aber auch die weniger bekannten wie Meerforellen, Maifische und viele regional vorkommende Arten, die ohne eine längere Wanderung in unseren Flüssen keine Laichmöglichkeiten mehr haben. Dabei wandern u.a. Lachse und Maifische zum Laichen stromaufwärts, Aale stromabwärts.

Aktuell befassen wir uns hauptsächlich mit der Wanderung stromaufwärts. Es gibt viele verschiedene Ideen und Konzepte, wie den Fischen der Weg wieder ermöglicht werden kann. Dazu zählen z.B. der Umbau von bestehenden Stauanlagen in fischpassierbare Bauwerke, die Anlage von Umgehungs(ge)rinnen um die Stauanlagen, aber auch die Herstellung von Fischschleusen oder Fischaufzügen. Zu diesen besonderen Formen von Fischaufstiegsanlagen gibt es einen neuen BAWBrief.

Bei allen Anlagen ist gleich, dass die Fische den Einstieg selber und möglichst zügig finden sollen. Sie dürfen nicht abgeschreckt werden und sollen am anderen Ende sicher wieder „aussteigen“. Was dazu zu beachten ist, wurde im BAWBrief „Anforderungen an die Planung von Fischaufzügen und Fischschleusen“ dargelegt.

Fischaufzüge und Fischschleusen können z.B. sinnvoll sein, wenn im Bereich der Stauanlage nur wenig Platz ist und ein Umgehungsgerinne nicht möglich ist. Bei sehr hohen Stauanlagen können sie den Fischen helfen, notwendige Energie zu sparen, weil die Überwindung des Höhenunterschieds für die Fische erleichtert wird. Andererseits müssen auch Fischaufzüge und Fischschleusen möglichst für alle wanderwilligen Fische geeignet sein. Dafür müssen verschiedene Anforderungen gewährleistet werden:

  • Die Fische müssen die Fischaufzüge oder -schleusen gut finden können und den Einstieg attraktiv finden.
  • Wenn Fischaufzüge oder -schleusen keinen kontinuierlichen Einstieg bieten (z.B. in der Hebephase), muss durch andere Mittel sichergestellt werden, dass die Fische den Einstiegsbereich nicht verlassen.
  • Die Räume, in denen Fische transportiert werden, müssen attraktiv und ausreichend groß sein.
  • Die Unterhaltung und der Betrieb der Anlage müssen sichergestellt sein.
  • Die Fische müssen in geeigneter Weise in das Oberwasser entlassen werden: entweder sie schwimmen selbst aus dem Fischaufzug/der Fischschleuse oder sie werden über eine Rutsch oder in einem Wasserstrahl in das Oberwasser gekippt. Dabei soll keine Verletzungsgefahr für die Fische bestehen.

Diese und weitere Anforderungen an Fischaufzüge und Fischschleusen werden im aktuellen BAWBrief 2/2016 dargelegt. Er ist auf der Internet-Seite

http://www.baw.de/DE/service_wissen/publikationen/bawbriefe/bawbriefe.html

verfügbar.

Verfasst von Anne Kampker

Ich bin wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Wasserbau im Binnenbereich. Ich berate die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung bei der Planung von Fischaufstiegsanlagen.

Gestaltungskriterien und hydraulische Bemessungsgrundlagen für Streichwehre

An den Bundeswasserstraßen gibt es derzeit mehr als 300 Wehranlagen, die von der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) des Bundes betrieben und unterhalten werden. 140 dieser Wehranlagen befinden sich an eher weniger befahrenen Wasserstraßen außerhalb des Kernnetzes. Aufgrund des nicht ausreichenden Zustandes vieler dieser Bauwerke, ist in den nächsten 10 Jahren mit einem Ersatzneubau oder einer Grundinstandsetzung zu rechnen. Möglichst investitions- und unterhaltungsarme Anlagen sollen dabei in Betracht gezogen werden. Dies führt zu der Überlegung, bestehende bewegliche Wehre an Wasserstraßen außerhalb des Kernnetzes künftig möglichst durch feste Wehre zu ersetzen. Jedoch sind derartige Wehrtypen bisher selten an Bundeswasserstraßen eingesetzt worden, so dass Kenntnisse über die Grundlagen und Rahmenbedingungen für den breiteren Einsatz fehlen.

Streichwehre, die sich in die Kategorie „feste Wehre“ einordnen lassen, haben sich bereits in der Vergangenheit durch ihre einfache Konstruktion und Unterhaltung bewehrt. Der Vorteil von Streichwehren zeigt sich in der Überfalllänge, die, im Vergleich zu einem senkrecht angeströmten festen Wehr, infolge einer schräg zur Hauptströmungsrichtung angeordneten Überfallkante deutlich erhöht werden kann. An den staugeregelten Flüssen in Deutschland gibt es zahlreiche Streichwehre, die sich in Lage, Querschnitt und Aufbau unterscheiden. Eines der wohl bekanntesten Streichwehr ist das Streichwehr in Würzburg am Main mit einer Länge von 210 m (Bild 1, links). Der Wehrrücken besteht in wesentlichen Teilen aus einer Mauer aus Stahlbeton und Steinen sowie einer Steinschüttung aus Wasserbausteinen im Unterwasser, die als Kolkschutz dient. Das Streichwehr in Weilburg (Bild 1, Mitte) besteht im Bereich der Wehrkrone aus geklammerten Kronensteinen und einem Wehrrücken aus Bruchsteinen, während das Streichwehr in Gochsen (Bild 1, rechts) einen Wehrrücken aus Stahlbeton besitzt. Bereits an diesen drei Beispielen zeigt sich die Vielfalt an konstruktiver Gestaltung.

bestehende Streichwehre

Bild 1: Streichwehre in Würzburg am Main (links), Weilburg an der Lahn (Mitte) und Gochsen am Kocher (rechts)

Um Empfehlungen zur Umsetzung von Streichwehren geben zu können, untersuchte die BAW anhand einer Analyse von etwa 50 bestehenden Streichwehren die Anordnung sowie Querschnittsgestaltung. Mit Bestandsplänen konnten mehrere Querschnittsformen ermittelt werden, wobei die am häufigsten auftretende Querschnittsform der dachförmige Querschnitt mit einer mittleren Böschungsneigung im Oberwasser von etwa 1:2,5 und im Unterwasser von etwa 1:4,0 darstellt.

Streichwehr_Boellberg

Bild 2: Streichwehr in Böllberg an der Saale

Die Lage eines Streichwehres im Gewässer wird maßgeblich durch die örtlichen Gegebenheiten einer Staustufe bestimmt. Streichwehre kommen hauptsächlich als Entlastungsbauwerk in den Altarm in Betracht als sogenannte gerade Streichwehre (Bild 2). Die Anströmung erfolgt hier parallel zur Überfallkrone, während der Anströmwinkel bei schiefen Streichwehren zwischen 0° und 90° liegt, typischerweise bei etwa 30°. Befindet sich am betrachteten Standort ein Wasserkraftwerk, sollte sich die Linienführung am Kraftwerk orientieren. Durch das Streichwehr wird der Fließquerschnitt stetig verjüngt, sodass die Strömung kontinuierlich beschleunigt und eine gute Anströmung am Turbineneinlauf erzielt wird.

Neben Lage und Aufbau spielt vorallem die hydraulische Leistungsfähigkeit dieser Wehrtypen eine entscheidende Rolle beim Ersatzneubau. In der Literatur finden sich hierzu mehrere Berechnungsansätze, die erweiterte Überfallformel nach Poleni hat sich jedoch als die praktikabelste herausgestellt. Neben numerischen Berechnungen zur Querschnittsform wurden im Labor der BAW gegenständliche Modelluntersuchungen an unterschiedlichen Streichwehrgeometrien und Anströmwinkeln durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass der Anströmwinkel nur einen untergeordneten Einfluss auf die Leistungsfähigkeit ausübt und bei der hydraulischen Bemessung die volle Überfalllänge des Streichwehres angesetzt werden kann. Der hydraulische Vorteil eines Streichwehres mit dachförmigem Querschnitt zeigt sich vorallem bei rückgestautem Abfluss. Wie auch beim breitkronigen Wehr reagiert das Streichwehr weniger stark auf den steigenden Unterwasserstand als beispielsweise scharfkantige Wehre.

Ein Bericht zu Streichwehren wurde bereits in BAWiki veröffentlicht (http://wiki.baw.de/de/index.php/Wehranlagen), der die hydraulischen Grundlagen zusammenfasst und Hinweise zum Querschnitt und zur Anordnung im Gewässer liefert. Dem planenden Ingenieur werden Formeln und Beiwerte zur Berechnung des vollkommenen und rückgestauten Überfalls zur Verfügung gestellt sowie Hinweise zur Herstellung, Unterhaltung und ökologischen Durchgängigkeit gegeben.

Im Vergleich zu anderen Wehrtypen ist der Querschnitt eines Streichwehres einfach und kostengünstig herzustellen. Aufgrund des großen Platzbedarfes und den örtlichen Randbedingungen können unter Umständen diese Wehrtypen nicht an jedem Standort realisiert werden. Somit stellt sich die Frage nach weiteren leistungsfähigen festen Wehrtypen, die in solchen Fällen in Betracht gezogen werden könnten. Hier stellen gefaltete Wehre, wie beispielsweise Labyrinth- oder Piano-Key-Wehre, eine ansprechende Option dar.

Verfasst von Jennifer Merkel

Ich bin wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Wasserbau im Binnenbereich. Mit Hilfe von gegenständlichen Modellen untersuche ich die Hydraulik fester Wehre und erarbeite Empfehlungen für die Planung dieser Wehrtypen.

Hydroinformatikkonferenz

Die Hydroinformatik wird seit Anfang der 90er Jahre im Rahmen einer zweijährig stattfindenden Konferenz als ein interdisziplinäres Gebiet mit wechselnden Themen international diskutiert. Die Konferenz „Hydroinformatics“ (HIC) wird von drei weltführenden internationalen Organisationen, IAHR (International Association of Hydro-Environment Engineering and Research), IAHS (International Association of Hydrological Sciences) und IWA (International Water Association) unterstützt. In Deutschland tagte die Konferenz zuletzt vor vier Jahren im Jahr 2012 in Hamburg. In diesem Jahr fand die 12. internationale Konferenz „Hydroinformatics“ vom 21. bis 26. August 2016 im Songdo ConvensiA in Incheon, Südkorea statt.

2016-08_korea_064_smallDas Thema „Smart Water for the Future“ der diesjährigen Konferenz legte den Fokus auf die Entwicklung zukünftiger Instrumente und Techniken für ein wasserwirtschaftliches Management. Über 500 Teilnehmer aus verschiedenen Nationen haben an der Konferenz teilgenommen. Vorgestellt wurden 362 Präsentationen aus verschiedenen Fachbereichen und davon wurden 192 im Procedia Engineering, Volume 154 veröffentlicht. Inhalte der Konferenz waren u. a. nachhaltige Wasserwirtschaft, urbane Ent­wicklungen, Risikobewertungen, Simulation von Strömungen, Klimaveränderungen, Entscheidungs­hilfewerkzeuge.

Im Rahmen der Kooperation der BAW mit der Universität Duisburg-Essen (UDE) konnte ich von meiner Forschungstätigkeit über die Entwicklung eines Bewertungsverfahrens zur Befahrbarkeit von Binnenwasserstraßen berichten. Die nächste Konferenz findet im Juli 2018 in Palermo in Italien statt.

 

Verfasst von Dennis Harlacher

Wer bin ich? Dipl.-Ing. Bauingenieur mit Vertiefungsrichtung Wasserbau und als wissenschaftlicher Projektingenieur am Institut für Schiffstechnik, Meerestechnik und Transportsysteme (ISMT) der Universität Duisburg-Essen (UDE) tätig. Im Rahmen einer Kooperation mit der BAW beschäftige ich mich seit mehreren Jahren mit der Strömungssimulation von Fließgewässern vor dem Hintergrund nautischer Aspekte im Binnenbereich.

Mädchen und Jungs entdecken die BAW-DH am Girls‘- und Boys’Day

Seit vielen Jahren schon bietet die BAW-DH Mädchen am Girls’Day, der bundesweit (fast) immer am vierten Donnerstag im April stattfindet, die Möglichkeit, unterschiedliche Arbeitsbereiche unserer Kolleginnen und Kollegen kennenzulernen. Die 24 Plätze, die wir anbieten und für die die Mädchen sich über http://www.girls-day.de unkompliziert anmelden können, sind stets innerhalb weniger Tage vergeben.

Nachdem in den letzten Jahren immer wieder Fragen wie Warum wird in der BAW nur der Girls’Day angeboten? oder Warum darf mein Sohn nicht mitmachen? aufgetaucht waren, konnten sich in diesem Jahr erstmals auch Jungs über die Plattform http://www.boys-day.de für eine Veranstaltung in der Dienststelle Hamburg anmelden.

Den Mädchen wurde unser bewährtes Programm geboten: Aufgeteilt in 6er-Gruppen, wurde ihnen Einiges über Wasserbau, Geotechnik und das Innenleben eines Computers erklärt.

Sie konnten sowohl Bodenproben von Schlick über Sand bis hin zum Kies „erfühlen“ als auch Modellschiffe fahren lassen und aus der gestoppten Zeit und der gefahrenen Strecke deren Geschwindigkeit berechnen.

Girlsday_Boysday_2016_pic43 Girlsday_Boysday_2016_pic23 Girlsday_Boysday_2016_pic31

In einer Laborrinne durften sie Strömungsmessungen durchführen und mit vorher erzeugten Simulationsergebnissen vergleichen, unter Anleitung unserer Azubis (Fachinformatiker Systemintegration) haben sie einige Hardware-Komponenten in einen PC eingebaut und diesen zum Laufen gebracht.

Girlsday_Boysday_2016_pic16 Girlsday_Boysday_2016_pic49 Girlsday_Boysday_2016_pic19

Zusätzlich wurden für die Jungs die Arbeitsbereiche Bibliothek und Verwaltung in das Programm integriert, die eher frauenspezifische Berufsfelder abdecken und somit der originären Idee des Boys’Days entsprechen. So hat beispielsweise unsere Kollegin aus der KfKI-Bibliothek den Jungs Einiges über Sinn und Aufgabe von Bibliotheken und über die Ausbildung zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste (FaMI) erzählt. Hierfür hatte sie eigens ein Quiz entwickelt, bei dem die Jungs testen konnten, wie gut sie gerade zugehört hatten. Die Fragen sind öffentlich zugänglich und unter folgendem Link zu finden: http://www.testedich.de/quiz41/quiz/1461247908/Was-weiss-ich-eigentlich-ueber-Bibliotheken

Für unsere jungen Gäste war es ein spannender Tag, der traditionell mit Grillwürstchen (oder mitgebrachtem vegetarischen Grillgut) seinen Abschluss fand.

Die Resonanz war durchgehend positiv, O-Ton von Charlotte (12):

„Der Girlsday bei der BAW hat mir sehr gut gefallen. Ich fand besonders toll, dass es so viele Stationen gab, bei denen man soviel selbst ausprobieren konnte. Am besten hat mir die Station gefallen, in der man Computer selbst zusammenbauen konnte.“

 

 

Verfasst von Ingrid Uliczka

Als Dipl.-Ing. (FH) Physikalische Technik arbeite ich in der hydronumerischen Modellierung. Zusätzlich bin ich seit einigen Jahren Stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte und organisiere in dieser Funktion den Girls'- und dieses Jahr probeweise den Boys'Day.

Wie können wir Fischen den Weg weisen? – Expertentagung

Am 8. und 9. Juni 2016 trafen sich in der Bundesanstalt für Wasserbau 160 Fachleute aus Verwaltung, Ingenieurbüros, Universitäten und von Wasserkraftanlagenbetreibern zum 5. Kolloquium aus der Reihe „Herstellung der ökologischen Durchgängigkeit der Bundeswasserstraßen“. Diesmal ging es um „Schlüsselfragen bei der Umsetzung von Maßnahmen zum Fischaufstieg“. Dieses Kolloquium führten wir, wie das gesamte Projekt „Herstellung der ökologischen Durchgängigkeit“, gemeinsam mit der Bundesanstalt für Gewässerkunde in Koblenz durch.

Die Referenten zeigten auf, dass es noch viel zu tun gibt, um Fischen wieder die Möglichkeit zu geben, an ihre angestammten Laichplätze zu gelangen. Bei der Lösung dieser großen Aufgabe, die auf den Forderungen der EG-Wasserrahmenrichtlinie basiert, stellen sich viele Fragen. Viele Wissenschaftler und Ingenieure an Universitäten und in Ingenieurbüros und eben auch in BAW und BfG erarbeiten Lösungsmöglichkeiten und gewinnen neue Erkenntnisse, z. B. über das Verhalten von Fischen in bestimmten Situationen.

Als Themenschwerpunkte in diesem Kolloquium wurde z. B. ein Blick auf den möglichen Rückbau (Abriss) von Stauanlagen geworfen. Die Fische hätten in einem solchen Fall wieder „freie Bahn“. Allerdings ist dabei zu beachten, dass Stauanlagen einen Zweck, z. B. Ermöglichung von Schifffahrt, Gewinnung von Strom aus Wasserkraft u. ä. haben und die Rechte und Interessen der Nutzer und Anlieger berücksichtigt werden müssen.

Wenn also der Rückbau nicht in Frage kommt, müssen Anlagen gebaut werden, die den Fischen eine gute Wandermöglichkeit bieten. Fische müssen dafür die Aufstiegsanlage zunächst finden und danach auch noch sicher durchschwimmen können. Genauso unterschiedlich wie die Fischarten, die die Fischaufstiegsanlage durchschwimmen wollen, sind auch ihre Fähigkeiten und Gewohnheiten. Einige schwimmen eher am Ufer oder am Boden, andere bewegen sich frei im Wasser. Kleine Fische schwimmen häufig langsamer als größere. Trotzdem sollen Aufstiegsanlagen für möglichst viele funktionieren.

Deshalb war ein weiterer Schwerpunkt im Kolloquium die Gestaltung des Fischeinstiegs in eine Fischaufstiegsanlage. Dafür muss zunächst der richtige Ort gefunden werden, dann muss der Einstieg so gestaltet werden, dass er für die Fische attraktiv ist. Um den Fischen eine Orientierung zu geben, wo sie weiter schwimmen können, wird häufig viel Wasser in den Bereich vor der Fischaufstiegsanlage abgegeben. Es sind große Bauwerke dafür nötig, damit die Fische auf dem richtigen Weg bleiben und die Wassergeschwindigkeit, gegen die sie anschwimmen müssen, nicht zu groß wird. Hier wurden u. a. Forschungsergebnisse von BAW und BfG an einem Bauwerksmodell und von Fischversuchen vorgestellt.

Zum Schluss haben wir einen Blick auf besondere Fischaufstiegsanlagen geworfen: Aufzüge wie im Hochhaus und schneckenförmige „Wendeltreppen“. Natürlich hatten alle Besucher Gelegenheit, die aktuell in der Versuchshalle aufgebauten Modelle zum Thema Fischaufstieg zu besichtigen.

P.S.: Was hat das Bild oben mit all dem zu tun? Das Bild zeigt auf der linken Seite eine Aufnahme eines Dotationsrechens aus Fischsicht (Modell in der Wasserbauhalle). Dort wird von links Wasser in den Einstiegsbereich der eigentlichen Fischaufstiegsanlage gegeben. Der Fisch soll geradeaus schwimmen und nicht vom Rechen und dem dort ausströmenden Wasser irritiert werden. Die rechte Seite ist aus dem dazugehörigen numerischen Modell entnommen. Die bunten Linien veranschaulichen die Strömung in einem der untersuchten Modellzustände.

Verfasst von Anne Kampker

Ich bin wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Wasserbau im Binnenbereich. Ich berate die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung bei der Planung von Fischaufstiegsanlagen.

Die neue Versuchsrinne im Wasserbau

Im November 2015 wurde in der Bundesanstalt für Wasserbau in Karlsruhe eine neue Versuchsrinne in Betrieb genommen. Die 18 Meter lange hochmoderne Versuchsrinne verfügt über einen eigenen Wasserkreislauf, kann jedoch ebenso gut mit dem BAW eigenen Wasserkreislauf betrieben werden. Dabei ist ein maximaler Abfluss von 500 l/s möglich. Die Seitenwände der Stahlkonstruktion bestehen aus spezialgehärtetem Glas, sind nachjustierbar und können ggf. durch Plexiglasplatten ersetzt werden. Die ganze Versuchsrinne ist aufgeständert, so dass auch von unten an die Versuchseinrichtung Messinstrumente angeschlossen werden können.

neue_rinne_1-1

Die neue Versuchseinrichtung bietet zahlreiche Möglichkeiten bei der Bearbeitung von Fragestellungen zur hydraulischen Optimierung von Wasserbauwerken. Gegenwärtig können z.B. Untersuchungen zum Lufteintrag, zur Energiedissipation oder zum Schwingungsverhalten teilweise nur unzureichend mit Hilfe numerischer Methoden abgebildet werden. Für diese Fragestellungen haben sich großmaßstäbliche, gegenständliche Labormodelle bewährt.

neue_rinne_2

Mit Hilfe der neuen Versuchseinrichtung werden beispielsweise Segmentverschlüsse einschließlich Wehrschwellen und Tosbecken untersucht und optimiert. Dies geschieht unter Berücksichtigung der entstehenden Lager- und Antriebskräfte, der Energieumwandlung, sowie der Strömungsablösung an der Schützunterkante und der daraus eventuell resultierenden Schwingungsanfachung.

Neben der Bearbeitung aktueller Fragestellungen aus der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV), dienen die großmaßstäblichen Modelle in der Versuchsrinne der Weiterentwicklung numerischer Methoden, sowie deren Validierung. Beispielsweise in Fragen der Fluid-Struktur-Interaktion oder der Mehrphasenströmung.

Verfasst von Udo Pfrommer

Technischer Angestellter im Bereich Wasserbau im Binnenbereich. Ich untersuche und begutachte mit Hilfe von gegenständlichen Modellen Wasserbauwerke nach hydraulischen Gesichtspunkten.

Eine Sandkiste für die Elbe

Im Osten der Elbinsel Wilhelmsburg graben sich seit Monaten Bagger durch Hamburgs wohl größte Sandkiste (Bild 1, oben). Doch was hat es damit auf sich? Auf dem Baustellentag der Jungen HTG ergab sich die Gelegenheit die Fläche jenseits des Kreetsander Hauptdeichs zu besichtigen und die Hintergründe des Projekts zu erfahren.

Die Maßnahme Kreetsand ist, anders als in einigen Medien immer wieder zu lesen, nicht in erster Linie eine Ausgleichsmaßnahme für die geplante Elbvertiefung, sondern vielmehr ein Pilotprojekt im Rahmen des Tideelbekonzeptes.

Übersichtskarte Kreetsand

Bild 2: Übersichtskarte Kreetsand

Das Tideelbekonzept wurde durch die Hamburg Port Authority (HPA) und die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes aufgestellt um der in vielerlei Hinsicht unvorteilhafte Entwicklung des Systems Tideelbe entgegen zu wirken. Phänomene wie der stromauf gerichtete Transport von Sedimenten (Tidal pumping Effekt) oder der Anstieg des Tidehubs in Hamburg  beeinträchtigen sowohl die Hafenwirtschaft und Schifffahrt (Akkumulation von Sedimenten im Hamburger Hafen, Reduktion des Tideniedrigwassers) als auch den Hochwasserschutz und die Natur (z.B. Verlandung von Seitenbereichen und Nebenelben).

Zur Entwicklung und Umsetzung eines nachhaltigen Ästuarmanagements ist ein fundiertes Verständnis der Hydro- und Morphodynamik des Systems Tideelbe unerlässlich. Mit Hilfe physikalischer und numerischer Modelle sowie spezieller Naturmesskampagnen untersucht die Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) in der Dienststelle Hamburg seit Jahrzehnten das Systemverhalten der Tideelbe und trug damit wesentlich zur Entwicklung des Tideelbekonzeptes bei. Weiterhin untersuchte die BAW im Auftrag der HPA diverse Varianten (darunter auch Kreetsand) zum Anschluss zusätzlichen Flutraums an die Tideelbe.

Die Vergrößerung des Tidevolumens der Elbe wirkt dämpfend auf den Tidehub und kann die Flutstromdominanz sowie den stromauf gerichteten Transport von Sedimenten reduzieren. Die Untersuchungen der BAW zeigen u.a., dass neben der Größe vor allem die Lage des Flutraums maßgebend für seine Wirkung auf das Ästuar ist.

Besonders wirksam sind Flächen in Hamburg. Im urbanen Raum gibt es aber kaum verfügbare Flächen. Die Maßnahme Kreetsand bildet hier eine Ausnahme. Das ehemalige Spülfeld wurde bereits vor Jahren ausgedeicht und liegt seit 2010 im Naturschutzgebiet Auenlandschaft Norderelbe.  Nach Fertigstellung wird ein ökologisch wertvolles Flachwassergebiet entstehen. Erahnen kann man dies bereits im südlichen Teil der Fläche. Hier ist bereits der Anschluss an die Elbe hergestellt. Dazu wurde ein Teil des wertvollen Auenwaldes verpflanzt (im Bild 3, links der Öffnung zur Tideelbe).

So wie der fast fertiggestellte südliche Teil von Kreetsand soll einmal das gesamte Areal aussehen.

Bild 3: So wie der fast fertiggestellte südliche Teil von Kreetsand soll einmal das gesamte Areal aussehen.

Im nordöstlichen Bereich von Kreetsand soll ein Gebiet entstehen, das als Lebensraum für den geschützten Schierlings-Wasserfenchel besonders geeignet sein soll. Daher wurde die Maßnahme Kreetsand auch in die Liste der Ausgleichsmaßnahmen für die geplante Fahrrinnenanpassung der Elbe aufgenommen.

Für die Herstellung des geplanten Sohlniveaus müssen ca. zwei Millionen Kubikmeter Boden  entfernt werden. Das Material ist unterschiedlich stark kontaminiert, wird schichtweise ausgebaut und auf einem eigens hergerichteten Zwischenlager aufbewahrt. Erste wenn geeignete Abnehmer gefunden worden sind, wird das Material per LKW oder über einen baustelleneigenen Anleger per Schiff abtransportiert. Teile der Fläche sehen daher aus wie eine riesige Sandkiste (Bild 4).

Bild 4: In einem Zwischenlager auf Kreetsand warten Berge von Bodenaushub auf den Abtransport

Bild 4: In einem Zwischenlager auf Kreetsand warten Berge von Bodenaushub auf den Abtransport

Nach aktuellen Planungen soll die Fläche im Jahr 2019 fertiggestellt werden. Im Sinne des Pilotcharakters bleibt zu hoffen, dass die Maßnahme Kreetsand  nur der Anfang einer ganzen Reihe von Flächen sein wird, die der Tideelbe wieder zur Verfügung gestellt werden können.

Verfasst von Morten Klöpper

Als wissenschaftlicher Angestellter im Bereich Wasserbau im Küstenbereich untersuche ich die deutschen Ästuare und Küstengewässer und nutze dabei überwiegend hydrodynamisch numerische Modelle.

BOGY-Praxiswoche in der BAW

Die Arbeit eines Flussbauingenieurs für Schüler eingänglich zu vermitteln, ist die Aufgabenstellung der BAW bei der Berufs- und Studienorientierung am Gymnasium (BOGY).

Flussmodell der Oder mit beweglicher Sohle

Flussmodell der Oder mit beweglicher Sohle

Die Praxiswoche begann für die Praktikanten mit einer Hallenführung, denn die Wasserbauwerke in geflutetem Zustand zu erleben ist sowohl akustisch, als auch optisch eine Erfahrung. Die Versuchshallen bieten Einblicke in aktuelle Baustellen, sei es die Erneuerung von Infrastruktur, oder der Auf- und Abbau von Modellstrecken. Danach schloss sich der praktische Teil an. Bei Naturmessungen wurden die Praktikanten selbst aktiv.

In diesem Jahr konnte die große Wasserbau-Versuchsrinne (Grüne Rinne) im laufenden Betrieb in Augenschein genommen werden. Zu beobachten gab es das sogenannte zweidimensionale Particle Tracking Velocimetry (PTV), ein kompliziertes photographisches Messverfahren, das die Bewegung von Teilchen an der Wasseroberfläche erfasst. Details zur technischen Ausstattung der BAW werden hier beschrieben: LINK. Zur Bestimmung der Fließgeschwindigkeit kann alternativ auch die berührungslose Erfassung von dreidimensionalen Turbulenzen, im Fachjargon Acoustic Doppler Velocimetry (ADV), zum Einsatz kommen.

Versuchsrinne mit Modell Lauffen

Versuchsrinne mit Modell Lauffen

Am Modell der Staustufe Lauffen am Neckar untersuchten die Praktikanten die Ausgestaltung des Fischpass-Eingangs mit Sohlanschluss. Das Modell im Maßstab 1:10 diente hierbei als anschauliches Beispiel für die Passierbarkeit von Wasserbauwerken. Aufgabenstellung war die Konzeption eines Messprogramms mit Aufnahme der Modellabmessungen und deren Übertrag in ein Bezugssystem: LINK.

Ebenfalls eingebunden waren die Praktikanten im Geotechnischen Labor zur Ermittlung der Kornverteilung. Die Erstellung einer Sieblinie geht mit physischer Betätigung einher, dazu wurde Bodenmaterial abgewogen und in Siebe eingefüllt. Diese Versuche klassifizieren Böden und sind Grundlage für weitergehende bodenmechanische Versuche.

Labor_Apparaturen

Labor-Apparaturen

Ein Besuch der Hochwasserzentrale in Karlsruhe rundete die Praxiswoche in diesem Jahr ab.

Die Anzahl der Teilnehmer für ein BOGY-Praktikum ist auf maximal zwei begrenzt. Der nächste Termin findet voraussichtlich im März/April 2017 statt.

Weitere Informationen gibt es unter: www.baw.de/de/karriere

Verfasst von Jörg Birk

Wer bin ich? Dipl. (FH) Umweltingenieur und seit mehreren Jahren mit der 2D-HN-Modellierung im Bereich Wasserbau beschäftigt.

Bildatlas zum Klimawandel in neuer interaktiver Publikationsreihe der BAW

BildatlasUm die umfangreichen Untersuchungsergebnisse aus KLIWAS und KLIMZUG-NORD geeignet darzustellen, haben wir die neue Möglichkeit der interaktiven Publikationsreihe BAWBildatlas genutzt. Als Ergänzung zu den Forschungsberichten aus KLIWAS und KLIMZUG-NORD sind zwei interaktive Bildatlanten erschienen. Sie beinhalten umfangreiche Analysen zu möglichen Auswirkungen des Klimawandels auf Wasserstand und Strömung in den Ästuaren von Elbe, Jade-Weser und Ems. Sie können z.B. als Nachschlagewerke dienen, um Betroffenheiten schnell zu identifizieren.

Im Rahmen der Projekte KLIWAS und KLIMZUG-NORD hat die BAW mithilfe dreidimensionaler hydrodynamisch-numerischer Modelle der Ästuare von Elbe, Jade-Weser und Ems in verschiedenen Szenarien zentrale Aspekte möglicher Zukünfte untersucht. Die Haupteinflussfaktoren Meeres­spiegel, Oberwasserzufluss und Wind werden im Rahmen der erwarteten Änderungen durch den Klimawandel variiert. Mittels dieser Sensitivitätsstudien lassen sich klare Wenn-Dann Aussagen formulieren und mögliche Betroffenheiten ableiten. Die Ergebnisse stellen somit keine Projektionen dar, sondern vermitteln vielmehr, welche Auswirkungen mit welchen potenziellen Änderungen der Eingangsparameter verbunden sind. Im zweiten Schritt werden ausgewählte Szenarien in Kombination mit Anpassungsoptionen wiederholt.

KLIWAS beschäftigte sich mit den Auswirkungen des Klimawandels auf Wasserstraßen und Schifffahrt. Es wurden Betroffenheiten identifiziert und mögliche Anpassungsoptionen untersucht. Im Schlussbericht Auswirkungen des Klimawandels auf die deutsche Küste und die Ästuare sind die bei der BAW erarbeiteten Ergebnisse der KLIWAS-Projekte 2.04 / 3.02 dargestellt.

KLIMZUG-NORD betrachtete die Folgen eines möglichen Klimawandels für die Metropolregion Hamburg. Die Ist-Situation und zukünftige Veränderungen sind in Berichten aus den Modellgebieten z.B. Wilhelmsburg im Klimawandel (Schlünzen, K.H. und Linde, M. (Hrsg), 2014) dargestellt. Das Kursbuch Klimaanpassung (KLIMZUG-NORD Verbund, 2014) zeigt Handlungsoptionen für die Metropolregion Hamburg auf.

Die Ergebnisse aus KLIWAS und KLIMZUG-NORD bilden ebenfalls die Grundlage für folgende Veröffentlichungen im Sonderheft zur ICHE 2014 Die Küste 81 (2014):

  1.  E.Rudolph: Storm Surges in the Elbe, Jade-Weser and Ems Estuaries
  2.  R.Seiffert und F.Hesser: Investigating Climate Change Impacts and Adaptation Strategies in German Estuaries

 

Verfasst von Elisabeth Rudolph

Dipl. Meteorologin, seit 1994 bei der BAW angestellt. Sie untersucht Sturmfluten in den Ästuaren von Elbe, Jade-Weser und Ems.

Wie viel Sediment ein Schiff wohl aufwirbelt?

Wie viel Sediment wirbelt ein Schiff am Gewässergrund auf? Im Fachjargon: Abschätzung des schiffserzeugten Sedimenttransports. So treibt die Kollegen in dem Forschungsprojekt „Schiffserzeugter Sedimenttransport in Seeschifffahrtsstraßen“ auch die Frage um, ob es überhaupt möglich ist, das Signal der schiffserzeugten Schwebstoffkonzentration von der in einem Tidegewässer natürlich auftretenden hohen Schwebstoffkonzentration zu trennen. Um auch diese Frage messtechnisch zu beantworten, führte die BAW zusammen mit dem WSA Hamburg und der Firma AquaVision BV (NL) umfangreiche 16-tägige (23.10. – 08.11.2015) Messungen direkt vor der Haustür in der Elbe nahe Lühesand (vgl. Titelbild) durch.

Unter Einbeziehung der nautischen Abteilung des WSA-Hamburg bestand die besondere Herausforderung darin, ein Konzept zu entwickeln, zahlreiche Messgeräte direkt in der Fahrrinne der Elbe zu installieren, ohne den Schiffsverkehr beim Ausbringen und Einholen der Gerätschaften sowie während der Messungen zu gefährden. Schließlich war zu vermuten, dass einige Schiffe mit einer sehr geringen Kielfreiheit über die Messgeräte am Gewässergrund fahren werden. Von der Auswahl eines geeigneten Messgebietes bis zur Installation der Messgeräte verging eine etwa halbjährliche intensive Planungsphase. Hierbei waren zahlreiche Randbedingungen zu berücksichtigen. Der Messzeitraum musste lang genug sein, denn es sollten möglichst ausreichend „große Schiffe“ von mehr 350 m Länge den Messbereich passieren. Die Sohle sollte mit möglichst leicht erodierbaren Material bedeckt sein, gleichzeitig jedoch stabil genug sein, dass sie die ca. 800 kg schweren Ankersteine trägt und nicht im Schlick versinken lässt. Zudem sollte es im Messquerschnitt möglich sein, die Ankersteine in kurzer Zeit gefahrlos auszubringen und zu bergen, ohne die Schifffahrt zu beeinträchtigen. Dies gelang unter Verwendung von rund 900 m Ankerkette. Abgestimmt werden musste auch, dass der vorgesehene Messzeitraum möglichst unbeeinflusst von Maßnahmen wie Unterhaltungsbaggerungen ist, die zu einer Trübungsänderung führen könnten.
Dank detaillierter Planung seitens der BAW und einer sehr verlässlichen und guten Zusammenarbeit mit dem WSA Hamburg (speziell dem Außenbezirk Wedel) verflüchtigte sich jedoch das anfängliche Unwohlsein in der Magengegend der Verantwortlichen und die strombaupolizeiliche Genehmigung zur Durchführung der Messungen konnte erteilt werden.

Das Titelbild zeigt den Messbereich in der Elbe nahe Lühesand. Für die sohlnahen punktuellen Messungen wurden 6 Ankersteine (blaue Quadrate im Titelbild) in der Fahrrinne versenkt. Die Ankersteine sind jeweils mit Trübungssensoren, Drucksonden (Wasserspiegellage) und zeitlich hochauflösenden ADV-Strömungsmessgeräten (32 Hz) bestückt. Die nachstehenden Bilder geben einen Eindruck des Messgeräteaufbaus. Um die räumliche und zeitliche Schwebstoffverteilung in der Wassersäule zu erfassen, wurden darüber hinaus an drei Tagen schiffsgestützte ADCP-Messungen durch die Firma AquaVision BV durchgeführt.

 

Ausbringen und bergen der massiven Ankersteine. Verbunden sind die einzelnen Steine mit einer insgesamt 900m langen Kette.

Ausbringen und bergen der massiven Ankersteine. Verbunden sind die einzelnen Steine mit einer insgesamt 900 m langen Kette.

Beim Arbeiten in der Natur missglückt erfahrungsgemäß die eine oder andere Messung. Nur zwei der insgesamt 12 Messgeräte stellten etwas vorzeitig ihren Dienst ein. In Anbetracht der komplexen Messungen ist das ein guter Wert.

Nun beginnt die eigentliche Arbeit der Wissenschaftler. Nach der Faustregel eines erfahrenen Kollegen heißen 16 Tage im Gelände messen, im Anschluss ca. 160 Tage im Büro zu verbringen. Dies bedeutet dann, gewissenhaft die Messdaten analysieren und bewerten. Allerdings wird am Ende häufig ein Pulk neuer Fragen aufgeworfen.

 

Verfasst von Steffen Grünler

Als wissenschaftlicher Angestellter prüfe, analysiere und interpretiere ich mittels komplexen Messtechnologien aufgenommene Daten. Der Fokus der Naturuntersuchungen liegt hierbei auf Strömungs- und Transportprozessen in Tideästuaren.