Allgemein

FORUM HTG „LNG“ zu Gast bei der BAW in Hamburg

 

 Quelle: Hafentechnische Gesellschaft (HTG)

Das Forum HTG war am 16.05.2018 zu Gast bei der BAW. In der Hafencity beim Referat Schiffstechnik fand die abendliche Veranstaltung der Hafentechnische Gesellschaft (HTG) statt. Die Veranstaltungsreihe wird durch die Junge HTG für die gesamte Fachgesellschaft organisiert. Impulsvorträge und Diskussionsrunden in kleinen Abendveranstaltungen bilden den Kern dieses Formats.

LNG (Liquid Natural Gas) als alternativer Schiffsantrieb und zur Landstromversorgung war das Thema des Abends. Ein veritables Zukunftsprojekt mit Bedeutung für See- und Binnenschifffahrt, denn gerade in der aktuellen Umwelt-Debatte gewinnt die alternative Versorgung von Schiffen mehr und mehr an Bedeutung. Hamburg ist mit seiner Infrastruktur bereits vielseitig aufgestellt, u. a. mit der Möglichkeit, Handels- und Personenschiffe mit LNG zu betreiben.

Begrüßt wurden die Teilnehmer von Herrn Holger Rahlf, Abteilungsleitung Wasserbau Küstenbereich der BAW. Die BAW unterstützt  die Aufgaben und Veranstaltungen der HTG auf vielfältige Weise und hat die Rolle des Gastgebers gerne übernommen. Nach kurzer Vorstellung der Aufgaben der BAW  wies Herr Rahlf auch auf die fachliche Relevanz des Themas LNG für die BAW hin. So wird im Referat Schiffstechnik mit der ATAIR, ein hochmodernes, den höchsten Umweltanforderungen entsprechendes Schiff für den Einsatz auf Nord- und Ostsee geplant, und auch bei den Planungen zum Ersatzneubau der WSV-Mehrzweckschiffe werden LNG-Antriebe berücksichtigt.

Nach der Begrüßung durch den Geschäftsführer der HTG, Michael Ströh, bildeten dann zwei spannende Keynote-Vorträge die Basis für diesen Abend:

„LNG als Treibstoff für die Schifffahrt“

Herr Dr.-Ing. Jochen Schmidt-Luessmann von der Fa. Marine Service GmbH stellte den Status Quo des Einsatzes von LNG bei Handelsschiffen dar und erläuterte zudem technische Sachverhalte zu Motoren für den LNG-Betrieb sowie Tanksystemen und über das Bunkern von LNG-Schiffen.

„LNG – Alternative Landstromversorgung“

Herr Christian Becker von der Fa. HPE Hybrid Port Energy ging im zweiten Vortrag auf die durch sein Unternehmen installierte LNG-Hybrid Barge und das LNG Power Pac® als alternative Landstromversorgung von Schiffen ein.

Während und im Anschluss der Vorträge fand eine rege und kontroverse Diskussion statt, u.a. zu technischen Herausforderungen, Verfügbarkeit und Logistik von Tanksystemen, Umweltverträglichkeit mit Methan-Schlupf, Herausforderungen bei behördlichen Genehmigungen zwischen Land und Wasser und alternativen, zukünftigen Treibstoffen.

Trotz der späten Stunde wurden zum Abschluss des Abends bei einem kleinen Snack und Getränken der Fachaustausch und die Gespräche noch rege fortgesetzt.

Weitere Informationen zur Junge HTG: https://www.htg-online.de/junge-htg/

BAW-Patent: ,,Einbetonierbare, verschieblich ausgebildete Kopfkonstruktion zur Verankerung von Zugelementen an zyklisch beanspruchten Bauteilen.“

Durch die neue Kopfkonstruktion besteht die Möglichkeit, zyklisch beanspruchte Bauteile (z.B. Schleusenkammerwände) mit nicht vorgespannten Zugelementen zu sichern. Das erfolgt durch die Anordnung einer Bewegungsfuge mit einstellbarem Pufferspalt an der Übertragungsstelle zwischen dem Zugelementkopf und dem zu sichernden Bauteil (siehe Bild).

Die Aktivierung des Zugelementes in Abhängigkeit der Bauteilverformung kann durch den Abstand zwischen Unterlegplatte und Lasteinleitungsplatte und der dadurch entstehenden Bewegungsfuge objektspezifisch und einfach mit der Mutter und dem Gewinde auf dem Zugelement eingestellt werden.

Erst im Grenzzustand der Tragfähigkeit und entsprechend großer Bauteilverformung wird das Zugelement über die Kopfkonstruktion aktiviert. Dadurch wird eine zyklische Beanspruchung der Kopfkonstruktion, des Zugelementes und der Verbundfuge zwischen Verpresskörper und Boden im Gebrauchszustand deutlich reduziert bzw. vermieden.

Die volle Tragfähigkeit der Kopfkonstruktion und des Zugelements kann ohne Abminderung der zulässigen Spannungen aufgrund von zyklischen Beanspruchungen und daraus resultierender Materialermüdung genutzt werden.

Die Bundesanstalt für Wasserbau hat am 8.3.2018 die Patenturkunde mit der Patent Nr. 10 2011 105 61 für die Konstruktion erhalten.

 

 

Valerie Vidal und Masha Galling Siegerinnen beim Landeswettbewerb Hamburg Jugend forscht!

Im Oktober 2017 traten Valerie und Masha, 2 Schülerinnen der 9. Klasse des Gymnasiums Rissen an mich heran um Antworten auf Fragen zu bekommen, die während ihrer Arbeit am Thema „“Hilfe“, Sog! Die Elbe ist kein Planschbecken.“ aufgekommen waren. In ihrer Arbeit ging es um die Frage, welche Kräfte Schwall, Sunk und Strömung ausgelöst durch vorbeifahrende Schiffe auf schwimmende Menschen ausüben. Klemens Uliczka hat die Jugendlichen während der Arbeit betreut, ich konnte mich auf das Liefern von Daten (Wasserstände, Querprofile) beschränken.

Valerie Vidal und Masha Galling mit Urkunde und Arbeit

Was getan wurde beschreiben Valerie und Masha so:

1. Thema

,,Sog zieht zwei Kinder in die Elbe“. Dies berichtet die Presse von warmen Sommertagen am Strand. Immer wieder kommt es vor, dass Personen durch den Sog der vorbeifahrenden Schiffe vom Ufer aus in die Fahrrinne gerissen werden. Viele Strandbesucher unterschätzen die große Sogkraft der Elbe. Der meist nicht sichtbare Sog kann jedoch leicht zum Verhängnis werden. Auch in diesem Sommer wurden wir durch die Presse auf einen Großeinsatz am Falkensteiner Ufer aufmerksam gemacht.
Deshalb untersuchen wir mit einer Schaufensterpuppe am Wittenbergener Strand in Rissen wie groß die Sogkraft bei Ebbe und Flut auf den menschlichen Körper sowie bei unterschiedlichen  Schiffsklassen in der Elbe ist. Des Weiteren untersuchen wir wie viel Wasser durch die Schiffe in Form von Sog und Schwells zum Strand austritt. Dabei berücksichtigen wir den Einfluss von Tide und Windgeschwindigkeit sowie Tiefgang, Geschwindigkeit und Größe der vorbeifahrenden Schiffe.

2. Ziel

Wir wollen herausfinden wie stark die Sogkraft im Fahrwasser und wie groß der Absunk (Sog und Schwell) beim Vorbeifahren von unterschiedlicher Schiffsklassen ist, um Gefahren des starken Sogs für Strandbesucher, besonders für Kindern zu verdeutlichen. Wir wollen die Strandbesucher möglichst genau aufklären, wieso man nicht in der Elbe baden sollte und wieso der Sog bei den Standbesucher zum ,,Verhängnis“ werden kann. Unser Ziel ist es zu verhindern, dass insbesondere Kinder an Sommertagen in die Fahrrinne der Schiffe gezogen werden. Dazu wollen wir folgende Fragen beantworten:
1. Wie groß ist die Sogkraft bei Ebbe und Flut in der Elbe sowie bei unterschiedlichen Schiffsklassen?
2. Wie viel Wasser tritt durch die Schiffe zum Strand aus?
3. Mit welcher Geschwindigkeit fahren die Schiffe aus den einzelnen Schiffsklassen?
4. Wodurch wird die Sogkraft beeinflusst?

3. Hypothesen

1. Wir vermuten, dass die Sogkraft bei zunehmender Flut größer wird.
    Gleichzeitig vermuten wir, dass Containerschiffe und Kreuzfahrtschiffe eine große Sogkraft haben , da diese viele Wassermengen verdrängen.
2. Die Größe der Schiffe kann die Sogkraft stark beeinflussen.
3. Es wird keine Veränderungen bezüglich des Absunks geben, wenn das Schiff in Sichtfeld kommt.
     Während das Schiff auf unserer Höhe ist, wird sich das Wasser zurückziehen (Einsatz des Sogs). Hierbei wird sowohl der Wasseraustritt als auch der Wasserstand geringer. Nachdem das Schiff den Steg passiert hat, tritt Wasser zum Strand in Form von Wellen aus ( Einsatz des Schwells)
4. Die Geschwindigkeit der Schiffe könnte einen Einfluss auf unsere Messwerte haben.

Am Ende stand die Erkenntnis, dass die Kräfte auf einen schwimmenden Menschen am Ufer der Elbe von vielen Faktoren abhängen, deren Zusammenhang auch zum Teil beschrieben wurde.

Beim Landeswettbewerb Hamburg von Jugend forscht wurden Valerie und Masha in der Kategorie Physik Landessiegerinnen. Sie werden nun mit Ihrer Arbeit am Bundeswettbewerb teilnehmen. Wir drücken die Daumen!

Verfasst von Marcus J. Boehlich

Dipl. Ozeanograph, seit 1987 bei der BAW angestellt. Vorzugsweise mit der Tidedynamik der Elbe sowie mit Geodaten beschäftigt.

Eine eigene Cloud

Im Rahmen des Betriebssysteme-Unterrichts an der Berufsschule durften wir uns für das zweite Lehrjahr ein Projekt aussuchen, das wir mit einem Raspberry Pi umsetzen. Ein Raspberry Pi ist ein kleiner, leistungsschwacher, aber günstiger (ca. 35€) und energieeffizienter Einplatinenrechner, der für den Einsatz in Schulen entwickelt wurde. Der günstige Rechner entwickelte sich nicht nur bei Programmieranfängern zum Herzstück für verschiedenste Basteleien, sondern ist Standardausrüstung in einem breiten Spektrum von Bastlern bis in die Industrie.

Für das Projekt mit dem Raspberry Pi habe ich mich mit einem Klassenkameraden der Dualen Hochschule Baden-Württemberg zusammengetan, um eine Nextcloud zu realisieren. In diesem Artikel möchte ich weniger auf die Umsetzung des Projektes als auf Nextcloud an sich eingehen.

Was ist Nextcloud?

Nextcloud ist ein Fork, also ein Ableger bzw. eine Weiterentwicklung von Owncloud. Nextcloud bietet eine einfache Weboberfläche an, die wie ein „normaler“ Cloudspeicher aufgebaut ist und einfach bedienbar ist. Zudem gibt es Apps für mobile und Desktop-Betriebssysteme. Neben der Dateiablage bietet Nextcloud Zusatzfunktionen über Apps an, die sich über einen integrierten Appstore einfach und schnell installieren lassen. Dort gibt es z.B. eine Kalender-App, eine App, die verschlüsselte Videotelefonie und Textnachrichten ermöglicht, oder eine Musik-Player-App.

Die Startseite der Weboberfläche von Nextcloud

Was macht eine Cloud?

Bei Cloudspeichern denken die meisten erst einmal an Dateien, die manuell hochgeladen und mit anderen geteilt werden können. Was viele vergessen: Dazu gehören auch Adressbücher und Kalender. Smartphones synchronisieren Daten aus den Kontakten und dem Kalender meist automatisch zum Plattformanbieter, was meistens Google oder Apple ist. Alternativ wird eine solche Synchronisation aber auch von vielen Mailanbietern angeboten (abgesehen von dem Fall, dass Plattformanbieter auch der Mailanbieter sein kann).

Das Daten-Problem

Die oben genannte Synchronisation der Kontakte verursacht ein Problem: Wenn der Anbieter die Daten auswertet, kann er sehen, mit wem man vernetzt ist. Wenn er gar die Kontakte vieler Kunden auswertet, kann er nicht nur die Beziehungen mit einzelnen Freundeskreisen erkennbar machen, sondern auch sehen, wann wer wen als Kontakt hinzufügt oder löscht. Daher sollte man bei Erstellung eines Kontos bei einem Anbieter immer genau die AGB und Datenschutzbestimmungen lesen, um zu wissen, wie Daten geschützt werden oder ob die (ausgewerteten) Daten gar an Dritte weitergegeben (verkauft) werden. Letzteres geschieht zwar in der Regel anonymisiert, jedoch wird regelmäßig festgestellt, dass sich Datensätze mit etwas Aufwand auch deanonymisieren lassen.

Die Problematik beschränkt sich nicht nur auf Kontakte, sie existiert bei allen Daten. Um auf den ursprünglichen Cloudspeicher zurückzukommen: Es betrifft auch Fotos und Dokumente. So lässt sich nicht nur der Inhalt von Dokumenten analysieren, sondern auch die Metadaten: Wer hat das Dokument erstellt/bearbeitet (das Autoren-Attribut wird automatisch von Dokumentenbearbeitungsprogrammen gesetzt), wann wurde es erstellt / geändert, mit welchem Programm und Betriebssystem (wird ebenfalls automatisch vom erstellenden Programm hinzugefügt), welchen Titel hat es etc..

Bei Bildern ist das Problem noch größer: Hier lässt sich mittels Gesichtserkennungssoftware erkennen, wer dort abgebildet ist. In dem Metadaten können Kameras, die GPS integriert haben wie beispielsweise Smartphones, die genaue Position des Fotos abspeichern. Zudem werden dort Details zur Kamera sowie der Aufnahmezeitpunkt abgespeichert. Lädt man diese Bilder direkt zu einem Cloudanbieter hoch oder hat gar die Auto-Upload-Funktion aktiviert, kann dieser anhand der Metadaten ein Bewegungsmuster erstellen. Diese Funktion ist natürlich nicht nur zur Überwachung nutzbar, es gibt hier einige Apps, die Bilder so nach Orten sortieren und auf einer Karte visualisieren.

Das Metadaten-Problem

Neben den oben erwähnten Metadaten gibt es die „Metadaten“, die bei der Benutzung einer Cloud entstehen. Das beinhaltet u.A.: Wer teilt zu welcher Uhrzeit was mit wem, wann wird die Datei verändert, wie häufig wird die Datei von wem und mit welchem Endgerät von welcher IP-Adresse abgerufen.

Wie die Daten schützen?

Am Besten schützt man seine Daten, wenn man sie nur lokal behält und sie nicht in eine Cloud hochlädt. So ist man selbst vor Verlust des Cloud-Passwortes sicher. Wer auf eine Cloud nicht verzichten will,  kann die Dateien vor dem Upload verschlüsseln. Für die einfache Verschlüsselung gibt es spezielle Apps, die den Zugriff von verschiedenen Endgeräten auf die Verschlüsselten Dateien sowie deren Erstellung ermöglichen. Selbst bei dieser Ende-Zu-Ende Verschlüsselung wird aber das Metadaten-Problem nicht gelöst. Abgesehen davon sollten auch immer die Sicherheitsfunktionen des Anbieters überprüft und ggfs. genutzt werden; zum Beispiel lässt sich durch sogenannte zwei-Faktor-Authentifizierung verhindern, dass Angreifer durch erraten des Passworts Zugriff auf ein Benutzerkonto bekommen.

Eine Andere Möglichkeit: eine eigene Cloud betreiben. Dies wird mit Software wie Nextcloud ermöglicht. Da Nextcloud Freie Software ist, liegt der Quellcode vor, wodurch man ihn nach eventuellen Hintertüren durchsuchen und die Sicherheit der Software gewährleisten kann.

Wie kann ich meine eigene Cloud betreiben?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um Nextcloud zu installieren. Nextcloud funktioniert technisch ähnlich eines Content-Management-System (CMS). Ein Beispiel für CMS ist die belieble Blog-Plattform WordPress, auf der übrigens auch der BAWBlog basiert.

Nextcloud Zuhause

Nextcloud lässt sich auf einem Rechner Zuhause installieren. Damit die Cloud immer erreichbar ist, muss dieser immer laufen. Ist dies ein alter Rechner, kann der Stromverbrauch recht hoch sein und würde damit entsprechende Kosten verursachen. Hier würde sich eher ein Kleinstrechner mit energieeffizientem ARM-Prozessor eignen. Für unser Projekt haben wir einen Raspberry Pi 3 verwendet. Dieser hat den Vorteil, dass er sehr energiesparend läuft, dafür aber sehr leistungsschwach ist. Zudem bietet er keine native Schnittstelle für normale Festplatten und ist daher eher für kleine Datenmengen geeignet. Schneller und einfacher bedienbar sind hier sogenannte NAS-Systeme (Network Attached Storage, zu Deutsch: Netzwerkspeicher), die zum Teil Nextcloud als App für ihr System anbieten. NAS-Systeme sind kleinere Rechner mit meist mehreren Festplattenslots und sind relativ energiesparend. Allerdings ist das Betriebssystem von NAS-Systemen meist proprietär und kann daher nicht auf Hintertüren überprüft werden; zudem sind die Geräte teuer in der Anschaffung.

Nextcloud im Rechenzentrum

Im Rechenzentrum ist es meist günstiger, da man hier auf einem Physikalischen Rechner mehrere virtuelle Rechner betreiben kann. Dies ermöglicht meist deutlich günstigere Preise als der Strom im eigenen Heim kosten würde. Neben virtuellen Servern bieten Hostinganbieter auch einfache Webhostingpakete an, auch „Shared Hosts“ genannt. Darauf läuft Nextcloud auch, allerdings ist die Kompatibilität nicht garantiert. Bei Webhostingpaketen sollte darauf geachtet werden, dass SQL-Datenbanken im Paket enthalten sind. Zwar lässt sich Nextcloud auch ohne eine Datenbank betreiben, wird dadurch aber langsamer; dieser Weg ist insbesondere für größere Installationen ungeeignet.

Am einfachsten lässt sich die eigene Cloud über Hostinganbieter realisieren, die Nextcloud offiziell anbieten. Eine Liste dieser Provider bietet Nextcloud auf seiner Seite an. Einige der dort gelisteten Provider bieten auch kostenlose Pakete mit bis zu 10GB Speicherplatz an. Leider lässt sich bei Providern nicht so einfach prüfen, ob bei der Implementierung von Nextcloud eine Hintertür eingebaut wurde. Hier empfehle ich persönlich eine Recherche über die Seriosität, soweit möglich; zudem achte ich darauf, wo der Anbieter seinen Sitz hat und seine Rechenzentren betreibt, da er in anderen Ländern anderen Gesetzen und anderem Datenschutz unterliegt.

Der Aufwand

Am höchsten ist der Aufwand Zuhause: Eigene Hardware aufstellen, Backups machen und bei Ausfall den Fehler suchen & beheben ist nur ein Teil der anfallenden Aufgaben; auch muss das Betriebssystem, auf dem Nextcloud läuft, mit einer Firewall abgesichert werden und regelmäßig upgedatet werden. Leichter ist es hier bei den gehosteten Lösungen, die auf einem Web Host basieren: Hier muss nur die Nextcloud aktualisiert werden und Einstellungen wie zur Verschlüsselung angepasst werden; Firewall und Betriebssysteme werden vom Anbieter betreut. Am einfachsten ist es allerdings, wenn Sie jemanden kennen, dessen Cloud Sie mitbenutzen können.

Eine Cloud voller Insellösungen?

Doch was ist nun, wenn jeder seine eigene Cloud betreibt? Wir haben zwar Dezentralität geschaffen, aber das erschwert ja das Teilen von Inhalten, da Clouds keinen einheitlichen Standard für das Teilen mit anderen Clouds haben, richtig? Ja und nein. Es gibt zwar keinen allgemeinen Standard, aber Nextcloud und Owncloud unterstützen ein System namens „Federated Cloud Sharing„. Damit können Dateien mit Nutzern anderer Next-/Ownclouds geteilt werden.

Brauche ich das?

Das ist eine nicht ganz einfach zu beantwortende Frage, die letztendlich nur Sie selbst beantworten können. Probieren Sie es doch einfach mal mit der von der Nextcloud GmbH zur Verfügung gestellten Demo aus!

Update vom 10.04.2018

Wie der Spiegel erfahren hat, wird Nextcloud auch die Grundlage für die „Bundescloud“ des ITZBund sein.

Verfasst von Flo

Als Auszubildender zum Fachinformatiker mit Fachrrichtung Systemintegration durfte ich mich, neben den alltäglichen Aufgaben im Referat Datenmanagement und Systemtechnik, mit verschiedenen Projekten für den Berufsschulunterricht und die BAW beschäftigen.

15. FIS-Workshop in der BAW ‒ Experten diskutierten Verkehrsfragen der Zukunft

Am 27. März 2018 fand in der Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) in Karlsruhe ein Workshop zum Thema „Zukunftssicheres Planen, Bauen und Unterhalten von Verkehrsinfrastrukturen durch Digitalisierung“ statt. Annähernd 40 Experten des Projekts „Forschungsinformationssystem für Mobilität und Verkehr (FIS)“, sowie Wissenschaftler der Ressortforschungseinrichtungen und Fachbehörden aus dem BMVI-Expertennetzwerk waren dazu eingeladen.

Begrüßt wurde die Runde von Herrn Stefan Kuschel (TÜV Rheinland Consulting GmbH), Herrn Peter Weinmann (Bundesanstalt für Wasserbau) sowie Herrn Ingo Christian Hartmann (G11, BMVI). Zu Beginn des eintägigen Workshops ließ Herr Matthias Fuchs von der Sächsischen Landesbibliothek ‒ Staats- und Universitätsbibliothek Dresden uns einen Einblick in „FID move“ nehmen. Dieser Fachinformationsdienst für Mobilitäts- und Verkehrsforschung „FID move“ ist ein zum FIS komplementäres, nicht konkurrierendes Angebot. Das Serviceangebot für Aufgaben der verkehrswissenschaftlichen Forschung dient der Versorgung mit Fachliteratur und Information, aber auch der Bereitstellung von Dienstleistungen und Werkzeugen.

Mit seinem Impulsvorträge „BIM statt Bagger? Digitalisierung im Infrastrukturbau“ gab uns Herr Weinmann einen guten Einblick in Building Information Modeling. Als Erfolgsgeschichte im Hochbau durch die Automatisierung der Kalkulation und Bauprozesses sowie der effizienteren Arbeitsvorbereitung begonnen, zieht BIM nun immer mehr auch in andere Bereiche des Bauens und der Verwaltung ein. Mit dieser Grundlage gewappnet, hatten die ca. 40 Teilnehmenden anschließend die Möglichkeit, in einer der drei Arbeitsgruppen mitzuwirken: „Zukunftssicheres Planen, Bauen und Unterhalten von Verkehrsinfrastrukturen durch Digitalisierung“, wobei sich je eine Arbeitsgruppe dem Thema Planen bzw. Bauen bzw. Unterhalten widmete. Rege Diskussionen in lockerer Atmosphäre wurden um die jeweiligen Wissenslandkarten Planen, Bauen und Unterhalten geführt. BIM wurde dabei als Werkzeug gesehen, alle Informationen zu einem Bauwerk an einem Ort abzulegen.

„BIM statt Bagger“ – Impulsvortrag von Peter Weinmann

Im Zuge des Begleitprogramms zur Mittagszeit hatten alle Interessierten nach dem obligatorischen Gruppenfoto die Möglichkeit, das neuste Rheinmodell und Forschungsvorhaben zum Jungferngrund in einer der Versuchshallen der BAW von Herrn Weinmann erläutert zu bekommen. Hierbei steht die Abladeoptimierung am Mittelrhein im Vordergrund, da die maximale Abladetiefe am Jungferngrund ein Nadelöhr im Güterverkehr zwischen Basel und Rotterdam ist, in dem die Schiffe im Bereich des Jungferngrunds nicht so schwer beladen sein dürfen wie z.B. im Bereich des Ober- oder des Niederrheins.

Brainstorming zur Wissenslandkarte „Digitalisierung beim Bauen von zukunftssicheren Verkehrsinfrastrukturen“

Zurück in unseren drei Arbeitsgruppen Planen, Bauen bzw. Unterhalten wurde wieder rege weiterdiskutiert und anschließend die erarbeiteten Ergebnisse präsentiert. Die Teilnehmenden waren sich nach dem gut organisierten Workshop einig, dass es insgesamt ein wichtiger Tag für den Austausch zwischen den Institutionen, die mit Mobilität und Verkehr zu tun haben, war, um neue Aspekte zu betrachten und zu fördern. Das FIS wurde in seiner Aufgabe, gesicherte Kenntnisse aus der Forschung an interessierte Kreise aus Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung weiterzugeben, bestärkt. Workshops wie dieser fördern und stärken die Kommunikation, Zusammenarbeit und Symbiosen zwischen Universitäten und Behörden, Ressortforschung und Auswertebereichen.

 

Informationen:

https://www.forschungsinformationssystem.de

Verfasst von Ellen Diermayer

Als wissenschaftliche Mitarbeiterin des Referats Datenmanagement und Systemtechnik beschäftige ich mich schwerpunktmäßig mit den Themenbereichen Forschungsdatenmanagement, Open Data und Open Access.

Arbeiten in der Höhe und an Bord von Schiffen – aber sicher

Arbeits- und Gesundheitsschutz ist auch bei der BAW ein Thema, das es zu beachten gilt. Gerade bei Außeneinsätzen im Gelände gibt es gegenüber der Bürotätigkeit andere Anforderungen. Zwei Beispiele von regelmäßigen Lehrgängen der Kollegen aus Hamburg verdeutlichen die vielseitigen theoretischen und praktischen Sicherheitsaspekte.

Bei einem Lehrgang wurde der sichere Umgang mit der Persönlichen Schutzausrüstung gegen Absturz trainiert. Die im Wesentlichen praktischen Übungen beinhalteten das sichere Arbeiten in der Höhe, das Vermeiden von Absturz und das Retten verunglückter Personen. Anwenden können die Kollegen die Kenntnisse beispielsweise bei der regelmäßigen Begehung und Wartung der Laserscanner auf dem 11 m hohen Messpfahl an der Elbe.

Sicheres Abseilen

Bei schiffsgestützten Messungen in den Ästuaren und Küstengewässern kommen Mitarbeiter in die Situation, als nicht seemännisch ausgebildetes Personal, z. T. mehrere Tage an Bord beschäftigt zu sein. In einem mehrtägigen Sicherheitslehrgang für Schiffsbesatzungen an der Seemannsschule Priwall wurden grundlegend theoretische und viele praktische Kenntnisse beim Arbeiten an Bord von Schiffen vermittelt. Im 2° C. kalten Wasser der Ostsee bei Travemünde konnte das Schwimmen im Eintauchanzug, das anschließende Besteigen einer Rettungsinsel im Wasser und das Mann-über-Bord-Manöver geübt werden. Das Fallen und Bedienen eines Freifallboots standen genauso auf dem Plan wie auch Elemente der Höhen- und Tankrettung. Sehr lehrreich, auch für den privaten Bereich, waren die diversen Übungen zum Brandschutz, wie der Umgang mit unterschiedlichen Typen von Feuerlöschern oder das Löschen von Bränden in der Kombüse (z. B. Fettbrand).

Feuerlöschübung – Brand in der Kombüse

Feuerlöschübung – Einsatz des Pulverlöschers (Motorbrand)

(BKo, SGr)

 

 

 

 

 

 

Verfasst von Steffen Grünler

Als wissenschaftlicher Angestellter prüfe, analysiere und interpretiere ich mittels komplexen Messtechnologien aufgenommene Daten. Der Fokus der Naturuntersuchungen liegt hierbei auf Strömungs- und Transportprozessen in Tideästuaren.

2. Symposium „Küstenmeerforschung“ – Küste im Wandel

Was sind die wichtigsten Fragen der Küstenmeerforschung?

Über 170 Teilnehmer aus den unterschiedlichen Bereichen der Küstenmeerforschung von Küsteningenieurwesen zu Meeresbiologie und von Küstenozeanographie bis zur Sozioökonomie haben sich diese Frage zu den Themenfeldern

  • Gegenwärtiger und zukünftig erwarteter Umwelt- und Nutzungswandel an Küsten
  • Zukünftiger Forschungsbedarf für den Schutz und eine nachhaltige Nutzung von Küstengewässern
  • Gesellschaftliche und wissenschaftliche Randbedingungen und Herausforderungen für die Küstenmeerforschung

gestellt und den dringendsten Forschungsbedarf auf dem 2. Symposium „Küstenmeerforschung“ – Küste im Wandel diskutiert.

Programm: https://www.io-warnemuende.de/kuestensymposium-programm.html

Abschlussgruppenbild der Veranstaltung (Quelle: Marie Heidenreich/Projektträger Jülich)

 

Die Veranstaltung wurde vom 28. Februar bis zum 2. März 2018 von dem Konsortium Deutsche Meeresforschung (KDM) in Berlin veranstaltet. Als 2. Symposium „Küstenmeerforschung“ wurde so die Auftaktveranstaltung aus dem Jahr 2015 fortgesetzt. Ziel war es dabei die „Altonaer Erklärung“ als Beschreibung des Forschungsbedarfs fortzuentwickeln und zu aktualisieren.
Altonaer Erklärung: http://www.deutsche-meeresforschung.de/de/altona

Das Symposium ist damit ein wichtiger Teil des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) organisierten Agenda-Prozesses im Rahmen des Förderprogrammes MARE:N und der Forschung für Nachhaltigkeitsinitiative (FONA).
Im Rahmen dieser Veranstaltung war auch die BAW vertreten und hat den in einem Vortrag zu „Modelle, Beobachtungen und Daten in der Küstenozeanographie“ einen Überblick zu Stand und Herausforderungen in diesen Bereichen gegeben.

Vortrag von Dr. Frank Kösters (BAW) während der Veranstaltung (Quelle: Marie Heidenreich/Projektträger Jülich)

Nicht nur dieser von einer Vielzahl von Co-Autoren getragene Vortrag, auch die anschließenden Diskussionen in den Workshops, haben gezeigt, dass die für die BAW relevanten Forschungsfragestellungen im Bereich der Ästuarsysteme und insbesondere der Hydro- und Morphodynamik auch im Fokus der Wissenschaft stehen. So kann – hoffentlich – ein erfolgreiches Miteinander von anwendungsorientierter Ressortforschung und Grundlagenforschung realisiert werden.

Fazit des Vortrags, der wesentliche Forschungs- und Entwicklungsbedarf (Quelle: BAW)

Siehe auch

 

Verfasst von Frank Kösters

Seit 2014 leite ich das Referat K2 "Ästuarsysteme I" der Abteilung Wasserbau im Küstenbereich. Meine Arbeitsschwerpunkte umfassen damit die Bereiche Küsteningenieurwesen, Wechselwirkung Schiff-Wasserstraße und Natursystem Ästuar. Mein fachlicher Hintergrund liegt im Bereich der numerischen Modellierung im Wasserbau und Küstenozeanographie. Die BAW vertrete ich unter anderem in der AG Küstenmodellierung des KDM.

Promotie in Delft

Der Pedell-Stab, lang, schwarz und mit silbernem Knauf schlägt auf den Boden „Hora Est!“ – Exakt 60 Minuten sind vorüber. Der, nach einer strengen Ordnung gekleidete Promovendus und seine Paranymphen setzen sich zum Publikum, die in Talar und Mütze gehüllten 3 Promotoren, 4 Opponenten und der Rector Magnificus folgen der PedellIn hinaus. – Applaus, Freude, Spannung…objektiv wohl 15 Minuten, gefühlt eine halbe Ewigkeit später kommt die akademische Runde zurück, eine große rote Papprolle mit einer Ernennungs-Urkunde in der Hand, der Promovendus und die Paranymphen stellen sich vor der Gruppe auf. Es folgen wichtige Worte, herzliche Wort, alle werden einbezogen: die Familie, die das alles mittragen muss, die Förderer, Unterstützer und andere wichtige Begleiter dieser Zeit. – Eine lange, intensive, manchmal spannende, manchmal grausam enervierende Phase im Leben findet mit der Verteidigungs- und Verleihungs“zeremonie“ des Doktor-Titels der TU Delft einen angemessenen Rahmen. – Bereits im Januar konnten mein Kollege Jacek und ich bei einer solchen –  in der aber nichts verschenkt wird! – dabei sein und ich war angetan davon, wie eine Doktoranden-Zeit so würdigend abgeschlossen werden kann.

Dieses Mal umso mehr als es „unser“ Projekt, „unser“ Doktorand war und Jacek im Komitee (Promotor) und ich im Publikum die Begeisterung und die fachliche Anerkennung ALLER für die hiermit nun offiziell abgeschlossene Dissertation miterleben konnten. Es war umso emotionaler, als mit Frank nun der Letzte einer langen Reihe von Doktoranden von Prof. Dr. Guus Stelling „promoviert“ wurde. Allen war klar: Da geht etwas zu Ende!

Die „Feierlichkeiten“ beginnen in der TU Delft traditionell schon am Tag vorher mit einem informellen Work-Shop, bei dem die von auswärts und manchmal sehr weit her angereisten Komitee-Mitglieder ihre Facharbeit in einem kurzen Vortrag präsentieren können. Wir haben diesen Anlass genutzt, und eine praktische Anwendung des von Frank im Rahmen des Projektes „Effizienz- und Genauigkeitssteigerung der Modellierung der Hydrodynamik der Flüsse mit einem kombinierten Multigrid- und Subgrid-Ansatz“ entwickelten numerischen Prototypen vorgestellt. Sonst wäre dafür keine Gelegenheit gewesen und die Arbeit stieß auf Interesse. Am Abend wird – ebenfalls so üblich – von der TU Delft zu einem Abendessen eingeladen. Hier kann sich die Runde noch ein wenig besser kennenlernen oder Bekanntschaften vertiefen. Die Vorfreude und Aufregung liegen in der Luft. Es wird aber auch viel gelacht – man könnte denken, es sei eine Art Lockerungsübung für alle Beteiligten. – Neben vielen positiven Aspekten dieser Herangehensweise hat das Verfahren der TU Delft noch einen weiteren, sehr großen Vorteil: Mit dem Termin zur Verteidigung der Arbeit ist alles abgeschlossen. Vorab müssen die Opponenten (hier: Prof. Dr. ir. A. W. Heemink (TU Delft), Prof. Dr. ir. B. Koren (Tech. University of Eindhoven), Prof. Dr. Michael Dumbser (University of Trento), Prof. Dr. N. G. Wright (De Montfort University, Leicester)) schriftlich erklären, dass sie „A“ komplett mit der Arbeit einverstanden sind (so wie es hier der Fall war) oder „B – ?“ noch Fragen bzw. Änderungswünsche haben. Ist das der Fall, werden sie noch vor der Verteidigung eingearbeitet und am Tag der Verteidigung liegt die Arbeit gedruckt vor, jeder im Publikum nimmt sich ein Exemplar und ist technisch somit in der Lage den Fragen des Komitees unmittelbar zu folgen. – Mit der Verteidigung ist wirklich ALLES abgeschlossen, die Urkunde überreicht, (man muss sie nicht irgendwann Monate später zerknittert aus dem Postkasten fischen…), der Titel vergeben – Ende! Feiern! Glücklich, zufrieden, erleichtert den Tag abschließen. – Übrigens wird der Titel-Neu-Träger darauf hingewiesen, dass mit diesem Titel auch eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft zu Aufrichtigkeit und wissenschaftlicher Integrität einhergeht. – Es sind eben nicht nur ein paar mehr Buchstaben vor dem Namen oder ein „Türöffner“ in eine geld-goldene Zukunft.

Ach und bevor ich es vergesse: wer die Arbeit von Dr. Frank Platzek (Accuracy and efficiency in numerical river modelling) lesen möchte, kann sie heute schon bei http://repository.tudelft.nl herunterladen. Ansonsten kann man auch den FuE-Abschlussbericht abwarten. Unser gemeinsames Projekt zu „Effizienz- und Genauigskeitssteigerung in der numerischen Flussmodellierung“ mit der TU Delft und Deltares findet hiermit ein Ende, dass zumindest den Anwesenden in Delft ein Lächeln aufs Gesicht zeichnete. Für alle, die sich für numerische Flussmodellierung interessieren, lohnt sich ein Blick hinein, bietet diese Arbeit doch neben drei fachlich sehr unterschiedlichen Veröffentlichungen einen umfassenden Überblick über die wissenschaftliche Literatur zu diesem Thema – aber auch eine alternative Version für alle die, die „Hallelujah“ von Leonard Cohen prinzipiell sehr mögen, aber mit dem Text nicht viel anfangen können. „Shallow water…“ singt sich auch sehr gut…

Besuch einer chinesischen Delegation in Karlsruhe

Am 14. und 15. November durfte die BAW eine hochrangige Delegation aus Nanjing und Peking in Karlsruhe begrüßen. Beim Forschungsaustausch mit dem NHRI (Nanjing Hydraulic Research Institute) und der CAE (Chinese Academy of Engineering) standen zum einen die Besichtigung der Staustufe Iffezheim und zum anderen gemeinsame Arbeitsschwerpunkte des NHRI und der BAW im Fokus.

Gruppenbild vor den Hochbehältern

Das NHRI ist das älteste Institut für Wasserbau in China und ist in elf Forschungsabteilungen gegliedert, die sich mit sehr ähnlichen Themen beschäftigen wie die BAW. Dazu zählen Schiffshebewerke, Abladetiefen, Sohlerosion und Verbesserung des Lebensraums für Fische – in diesem Fall chinesische Karpfen. Es verfügt über zwei Außenstellen mit großen Flächen für gegenständliche Modelle, zwei weitere sind in der Planung. In Tiexinqiao beispielsweise gibt es eine etwa einen Kilometer lange Halle, die dem Verlauf eines Jangtsekiang-Modells folgt. Seine Bedeutung als drittlängster Fluss der Erde unterstreicht der chinesische Beiname „Goldene Wasserstraße“.

Die Delegation, bestehend aus Herrn Prof. Zhang, Präsident des NHRI und Mitglied der CAE, Herrn Gao und Frau Tang von der CAE sowie zwei Wissenschaftlern und einem Dolmetscher des NHRI landete am Montag in München und konnte auf dem – nicht ganz direkten – Weg nach Karlsruhe am Schloss Neuschwanstein den ersten Schnee des Winters bestaunen. Am Dienstag wurde in Iffezheim das Wasserkraftwerk und das WSV-Sedimentmanagement erläutert. Am Mittwochvormittag wurden nach einer allgemeinen Vorstellung beider Institute mit ihren Fachabteilungen und der wichtigsten Wasserstraßen beider Länder einzelne Projekte genauer erläutert. Herr Prof. Lu stellte Forschungen zur Erosion am Jangtse vor, Herr Dr.-Ing. Huber gab einen Überblick über aktuelle flussbauliche Projekte, beispielsweise neue Buhnenformen und das Bundesprogramm „Blaues Band“, und Herr Dr.-Ing. Soyeaux präsentierte die Wormser Versuchsstrecke zur technisch-biologischen Ufersicherung. Die Arbeitsatmosphäre war sehr offen und freundlich. Die Verständigung in Englisch funktionierte sehr gut; besonders ungewöhnliche Sachverhalte wurden vom Dolmetscher ins Chinesische übersetzt.

Nach dem Essen in der sonnendurchfluteten BAW-Kantine erhielten die Gäste einen Einblick in die wasserbaulichen Versuchshallen mit den Modellen Geesthacht, Jungferngrund und Lahnstein. Prof. Zhang zeigte sich besonders beeindruckt vom Schiffsführungssimulator, an dem er selbst das Steuer übernehmen konnte.

In der abschließenden Diskussion bestätigten beide Seiten den Eindruck, dass es vielfältige Anknüpfungspunkte in der jeweiligen Arbeit gibt. Auch wenn die physischen Ausmaße der chinesischen Projekte um ein vielfaches größer sind, sind die Herausforderungen ähnlich.

Bevor sie sich zum Weiterflug nach Wien verabschiedete, lud die chinesische Delegation die BAW als Dank für ihre Gastfreundschaft zum zweiten Symposium „Hydraulische Modellierung“ im Mai/Juni 2018 in Nanjing ein.

Verfasst von David Gisen

Als wissenschaftlicher Mitarbeiter der BAW arbeite ich mittels Strömungssimulationen an Projekten zum Fischaufstieg und an meiner Doktorarbeit. Ich habe Bauingenieurwesen mit Vertiefungsrichtung Wasser und Umwelt studiert.

Erfolgreicher Brennstart für die neue ATAIR am 27.10.2017 in Kiel

Mit dem offiziellen Brennstart am 27.10.2017 wurde gut 10 Monate nach erfolgter Vertragsunterzeichnung am 15.12.2016 der Schritt in die eigentliche Fertigung des neuen Vermessungs-, Wracksuch- und Forschungsschiffes ATAIR vollzogen. Der Auftragnehmer, die Fassmer Werft GmbH & Co. KG, hat auf Grund der gegenwärtigen sehr guten Auslastungslage am Stammsitz in Berne- Motzen an der Weser einen Teil der Fertigung an die German Naval Yard in Kiel vergeben. Die Fassmer Werft ist während der gesamten Fertigung mit einem eigenen Projektteam zur Sicherstellung einer hohen Qualität in Kiel vertreten. Das Fertigungskonzept sieht vor, dass der Neubau in einer sogenannten Blockbauweise umfangreich vorausgerüstet bis voraussichtlich Ende Januar 2019 an der Kieler Förde entstehen wird. Für die weitere Ausstattung mit umfangreicher Decksausrüstung, u.a. speziellen Hebezeugen und sämtlichen dann folgenden Inbetriebnahmen, Erprobungen und Probefahrten wird das Schiff schwimmfähig und vollständig konserviert an die Weser überführt werden.

Dem nunmehr erfolgten Brennstart sind intensive Gespräche im Rahmen der Prozesse von Basic – und Detail Design vorangegangen. Diese erfolgten zwischen den Beteiligten der Werft, dem Projektteam des Auftraggebers, bestehend aus künftigem Eigner (BSH) und der beauftragten Bauaufsicht des Referates Schiffstechnik der BAW, sowie der Klassifikationsgesellschaft DNV-GL und einer Vielzahl von beteiligten Systemlieferanten und Zulieferern. Die in der ersten Hälfte 2017 bei der SVA Potsdam erfolgreich durchgeführten umfangreichen Modelloptimierungen und anschließenden Modellversuche lassen ein in Bezug auf den Leistungsbedarf optimiertes Schiff erwarten.

Der weitere Fertigungszeitplan sieht für den 20.12.2017 die feierliche Kiellegung vor, so dass spätestens ab diesem Zeitpunkt volle Fahrt in Fertigung und Montage aufgenommen werden kann. Ein nächstes Highlight wird dann ganz sicher die Montage des 130 Kubikmeter fassenden LNG Tanks sein, welche voraussichtlich im Juni 2018 erfolgen wird. Die ATAIR wird damit das erste mit LNG betriebene, seegehende Spezialschiff des Bundes sein.