Lebhafter Austausch beim BAWWorkshop OpenFOAM® in Hydraulic Engineering

„Der Fortschritt lebt vom Austausch des Wissens.“  Albert Einstein

Ganz in diesem Sinne organisierte das Kompetenzfeld „Kleinskalige Strömungsmodellierung” der Abteilung Wasserbau im Binnenbereich einen englischsprachigen BAWWorkshop zum Thema „OpenFOAM® in Hydraulic Engineering”.

An der BAW wird die Open Source Toolbox OpenFOAM® als primäres CFD-Werkzeug für wasserbauliche Fragestellungen eingesetzt. Da die Toolbox stetig weiterentwickelt wird, ist es für uns als Anwenderinnen und Anwender essentiell, uns ständig über die neusten Entwicklungen zu informieren und uns mit anderen Entwickler/innen und Nutzer/innen auszutauschen.

Am 21./22. November 2018 trafen sich OpenFOAM® Entwickler/innen und Anwender/innen in der BAW, um ihr Wissen und ihre Erfahrungen im Bereich der numerischen Strömungsmodellierung im Wasserbau zu teilen. In den Präsentationen mit anschließender Diskussion wurden Anwendungsbeispiele, neuste Forschungsergebnisse und Entwicklungen sowie Tipps für Nutzer/innen und Entwickler/innen vorgestellt.

Für den Workshop konnten wir Prof. Jasak (University of Zagreb), einen der Hauptenwickler des foam-extend Release, als Vortragsgast gewinnen. Außerdem präsentierten Niels Jacobsen (Deltares), ein OpenFOAM Entwickler im Bereich Wellensimulation, Johan Rønby (Aalbourg University), OpenFOAM® Experte im Bereich Freispiegelströmungen und Željko Tuković (University of Zagreb), Experte für Fluid-Struktur-Kopplung ihre neusten Entwicklungen. Der Workshop war also eine schöne Gelegenheit, die VIPs des OpenFOAM® Universums, die man von ihren zahlreichen Veröffentlichungen, Code-Kommentaren und Foren-Posts kennt, persönlich zu treffen und sich mit ihnen auszutauschen. Des Weiteren lockte der Workshop Kolleginnen und Kollegen von zahlreichen deutschen Wasserbauinstituten und von Ingenieurbüros in die BAW.

Das Themenfeld der Vorträge reichte von der Modellierung von Wellen, Wehranlagen und Schleusenfüllprozessen, über die Simulation der Lockströmung von Fischaufstiegsanlagen, bis zur Methodik für Fluid-Struktur Interaktion. Die vorgestellten Inhalte boten reichlich Stoff für Diskussionen. Eine Hall of Fame mit den schönsten Screenshots von CFD-Projekten der Teilnehmenden gaben weitere Anstöße für anregende Gespräche in den Kaffeepausen. Durch die Offenheit der Teilnehmenden und die begrenzte Teilnehmerzahl war der Workshop sehr kommunikativ. Das positive Feedback der Teilnehmenden zeigt, dass sich der Aufwand gelohnt hat.

Die Book of Abstracts zu den Vorträgen sind demnächst im Wasserbau Repository HENRY unter https://henry.baw.de verfügbar.

Online-Schaltung der neuen Webanwendung TraVis (TransportmengenVisualisierung) im IZW

am 5. November ging die neue Webanwendung TraVis im Infozentrum Wasserbau online (IZW: izw.baw.de/wsv, direkter Link zur Anwendung: travis.baw.de).

TraVis ist im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) entwickelt  worden und ist der Nachfolger der Windows-Anwendung PlanGIS (Planco’s Geographisches Informationssystem).

TraVis stellt für die einzelnen Strecken des  Bundeswasserstraßennetzes die Gütermengen und Relationslisten der Binnen- und Seeschifffahrt sowie die Flottenstrukturen der Binnenschifffahrt für das Bezugsjahr 2010 und das Prognosejahr 2030 dar. Die visualisierten Daten sind Bestandteil des Bundesverkehrswegeplans (BVWP) und der Verkehrsverflechtungsprognose 2030, welche auf die Netze der Verkehrsträger Schiene, Straße und Wasserstraße umgelegt wurden. Die Umlegung bildet die Grundlage für die Planung von Ausbau- und Ersatzinvestitionen im Bundeswasserstraßennetz.

Das neue TraVis bietet als Nachfolgeanwendung eine moderne Weboberfläche mit integrierter Karte zur Visualisierung der Transportmengen auf den Bundeswasserstraßen. Streckendaten, die zuvor in Form von Excel-Dateien bereitgestellt wurden, können jetzt im Browser aufgerufen, gefiltert und exportiert werden.  Neben der verbesserten Benutzeroberfläche bietet TraVis auch standardisierte Schnittstellen für den Datenaustausch. Beispielsweise lassen sich die TraVis-Daten nun problemlos über Web Feature Services (WFS) oder Web Map Services (WMS) in andere Anwendungen einbinden.

Auch zukünftige Verkehrsprognosen werden ab sofort über TraVis bereitgestellt. Die BAW wird das BMVI bei Weiterentwicklung und Verbesserung von TraVis unterstützen und ist dabei insbesondere auf das Feedback von Nutzern angewiesen.

Tabellenansicht TraVis

 

Kartenansicht TraVis

Verfasst von Daniela Schenk

Als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Referat Infrastrukturmanagement beschäftige ich mich mit dem Erschließen, Vernetzen und Bereitstellen von Daten zu Infrastrukturobjekten an Bundeswasserstraßen.

25. TELEMAC-MASCARET User Conference in Norwich, England

Mitte Oktober war es wieder soweit, an Englands Ostküste fand im schönen Norwich das diesjährige Treffen der Telemac Community statt. Gastgeber war CEFAS, das britische Zentrum für Umwelt, Fischerei und Aquakultur, eines von vier Exekutivagenturen des Ministeriums für Umwelt, Ernährung und Angelegenheiten des ländlichen Raums. CEFAS setzt seit einiger Zeit Telemac für Strömungs- und Sedimenttransportmodellierungen für z.B. Untersuchungen von Sandbänken, Wellenbelastungen von Offshore Windparks, Verbreitung von E. coli Bakterien etc. ein.

Vor der eigentlichen Konferenz gab es am Tag vorher die Möglichkeit in zwei parallelen Sessions jeweils an einem Workshop teilzunehmen. Die Themen der Workshops waren zum einen die dreifache Kopplung von Strömungs-, Sedimenttransport und Wellenmodell unter Benutzung eines parallelen Hochleistungsclusters und zum anderen die Einführung in ein neues open source Tool zur automatischen Netzgenerierung.

Die Konferenz wurde von Herrn Prof. Stuart Rogers, dem leitenden Wissenschaftler von CEFAS, und von unserer BAW Kollegin und der amtierenden Präsidentin des Telemac Konsortiums, Frau Dr. Rebekka Kopmann, im „Music Room“ des Assembly House eröffnet. Warum als Veranstaltungsraum der „Music Room“ gewählt wurde, sollte sich am Abend noch herausstellen.

Neben den Fachvorträgen rund um die hydraulische und morphologische Modellierung mit Telemac, sind insbesondere die Vorstellungen der Neuigkeiten in den einzelnen Modulen interessant. Von Seiten der BAW wurden in diesem Jahr Fachbeiträge zu den Themen Skaleneffekte, Sekundärströmungsansätze in der 2D-HN Modellierung und der Einfluss von zwei Unterschichtmodellen bei der Feststoffmodellierung vorgestellt. Aber auch die Vernetzung der Anwender, der Entwickler sowie Vertreter der Konsortiumsmitglieder untereinander steht bei dieser Veranstaltung immer im Vordergrund. In den Pausen zwischen den einzelnen Sessions wurde rege über verschiedene Ideen und Probleme diskutiert und über aktuelle Themen ausgetauscht.

Während der zwei Konferenztage wurden in fünf Sessions über diverse Themen rund um die hydraulische und morphologische Modellierung referiert. Die Beiträge wurden in den Telemac-Mascaret Proceedings zusammengefasst und können in HENRY, dem Hydraulic Engineering Repository der BAW (henry.baw. de), recherchiert und heruntergeladen werden. Zudem wurden die neue Version 8.0 von Telemac sowie die Neuigkeiten der einzelnen Pakete vorgestellt.

Am Abend des ersten Konferenztags fand im Vortragsraum das gemeinsame Conference Dinner statt. Anschließend wurde der Vortragsraum sprichwörtlich in den „Music Room“ verwandelt, wobei die diesjährigen Gastgeber eine sehr gute Figur abgaben.

Mit vielen Eindrücken und neuen Ideen reisten wir wieder nach Karlsruhe zurück und freuen uns schon auf das nächste Treffen im kommenden Jahr. Dies wird vom 14.-16. Oktober in Toulouse stattfinden. Gastgeber wird das Konsortiumsmitglied CERFACS sein.

Verfasst von Frederik Folke

Als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Referats Flussbau beschäftige ich mich schwerpunktmäßig mit der mehrdimensionalen Modellierung von flussbaulichen Fragestellungen.

Die BAW präsentiert sich auf der Baugrundtagung

Zum 35. Mal fand die Baugrundtagung statt – zum ersten Mal war die BAW mit einem Messestand dabei. Die Veranstaltung der Deutschen Gesellschaft für Geotechnik (DGGT) findet alle zwei Jahre statt, dieses Jahr traf ich die Geotechnik-Community vom 26.-28.09.2018 in Stuttgart.

Mit über 1000 Teilnehmern ist die Baugrundtagung eine der wichtigsten Veranstaltungen der Branche. Im Rahmen des Fachkongresses, der in diesem Jahr unter dem Leitthema „Geotechnik trifft Zukunft“ stand, profitierten die Teilnehmer von fachlich hochwertigen Vorträgen und Austausch mit Kollegen und Dienstleistern.

Die BAW, die bereits seit vielen Jahren inhaltlich am Kongress beteiligt ist, war in diesem Jahr auch erstmalig mit einem Messestand in der begleitenden Fachausstellung präsent. Die Abteilung Geotechnik präsentierte sich und seine Projekte, die anschaulich an den großen Monitoren vorgestellt wurden. Ebenfalls konnten sich die Besucher Informationen rund um das Infozentrum Wasserbau (IZW) und HENRY holen.

Ein absoluter Magnet des Standes war das Modell für die Visualisierung der Deckwerksstabilität. Die Neugier erstmal geweckt, konnten die Standbesucher selbst mitwirken und mit Hilfe eines Paddels Wellen im Modell erzeugen. Darin waren zwei Schüttsteindeckwerke installiert, welche sich durch die Steingröße und Steinform unterschieden. Durch die Plexiglasscheiben konnte man beobachten, wie sich hydrodynamische Belastung von Schiffswellen auf die Einzelsteinverlagerungen auswirkt und wie sich das Deckwerk dabei verformt.

         

Das Get-together am Abend des ersten Messetages lud zum Austausch mit verschiedenen Ausstellern und Kongressteilnehmern ein. Die Teilnehmer von Kongress und Fachmesse zeigten sich sehr zufrieden mit der Veranstaltung und der Präsenz der BAW. Zahlreiche interessierte Besucher, neue und alte Bekannte der Branche, Studenten und Wissenschaftler trafen sich am zentral gelegenen Messestand und nutzten die Plattform für Networking und Fachgespräche.

Neuer Studiengang Bauingenieurwesen startet mit starker Kooperation

Begrüßung der Studenten in der BAW in Hamburg.

 

Die Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) unterstützt die zwischen der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) und der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr (HSU) vereinbarte Kooperation für den neuen Studiengang Bauingenieurwesen. Die Studierenden werden im Rahmen ihres Studiums die Labor- und Versuchseinrichtungen der BAW nutzen können und haben die Möglichkeit ihre Abschlussarbeiten in der BAW zu schreiben. In der Woche vor dem offiziellen Semesterbeginn fand am 26.09. ein Kennenlernen statt, bei dem Prof. Christoph Heinzelmann, Leiter der BAW, und Holger Rahlf, Abteilungsleiter Wasserbau im Küstenbereich, die Studierenden am Standort Hamburg der BAW herzlich begrüßten. Die BAW wird den Studiengang intensiv begleiten und somit die HSU bei der Ausbildung von Bauingenieuren/Bauingenieurinnen tatkräftig unterstützen.

Im Rahmen dieses Treffens konnten sich die Studierenden auch ein Bild von den Versuchsanlagen machen. So wurden das Schiffswellenbecken und die Strömungsrinne, der Schiffsführungssimulator und das Grundbaulabor besichtigt. Währenddessen standen Prof. Christoph Heinzelmann, Holger Rahlf und weitere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der BAW für die Fragen der interessierten Studierenden zur Verfügung.  „Mit unseren Versuchsanlagen vor Ort in Hamburg können die Studierenden ihr theoretisches Wissen um wertvolle praktische Erfahrungen vervollständigen,“ erläuterte Prof. Heinzelmann.

Der Studiengang mit den Regelstudienzeiten von 7 Trimestern zum Bachelor und 5 Trimestern zum Master startet jährlich im Oktober. Die WSV bietet pro Jahr 18 Studierenden ein Stipendium an. Ziel der Kooperation ist es, mit einer qualitativ hochwertigen Ausbildung zum/zur Bauingenieur/Bauingenieurin dem demografischen Wandel, insbesondere in den technischen Laufbahnen entgegen zu wirken.

Der neue Studiengang Bauingenieurwesen – Master of Science an der HSU steht für eine qualitativ hochwertige Ausbildung zum/zur Bauingenieur/Bauingenieurin. Den Absolventen des Studiums wird im Anschluss ein Arbeitsplatz in der WSV angeboten.

Weltleitmesse (SMM) der maritimen Wirtschaft in Hamburg, Referat Schiffstechnik zum zweiten Mal dabei

Vom 04.-07. September 2018 fand mit der SMM 2018 (Schiffbau- Maschine- Meerestechnik) die Weltleitmesse der maritimen Wirtschaft in den Hamburger Messehallen statt.

Nach der ersten sehr positiven Erfahrung in 2016 hatte sich das Referat Schiffstechnik auch in diesem Jahr zu einem noch professionelleren Messeauftritt entschlossen. Schwerpunkt des diesjährigen Messeauftrittes war neben vielfältigen Fachinformationen rund um unsere Arbeit im Rahmen laufender Ausschreibungsverfahren zu aktuellen Schiffsneubauvorhaben des Bundes die fortschreitende Fertigung des neuen Vermessungs-, Wracksuch- und Forschungsschiffes ATAIR für das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH). Auftragnehmer für diesen Neubau ist die Fassmer Werft GmbH & Co KG aus Berne, die mit der ATAIR ihr zweites LNG- angetriebenes Seeschiff sowie für uns das erste seegehende LNG- Behördenschiff bauen. Mit einem eindrucksvollen Foto aus der laufenden Fertigung des Neubaus bei German Naval Yards in Kiel hatte die BAW in ihrem Messestand das Feeling einer echten Schiffbauhalle erzeugt.

So war es auch nicht verwunderlich, dass sich eine Vielzahl von Messebesuchern, dadurch angezogen, mit uns über unsere Aufgaben und unsere Motivation auf einer derartigen Weltleitmesse vertreten zu sein, ins Gespräch kommen wollten. Diesbezüglich hat sich der Messeauftritt des Referates durchaus zu einer Plattform für gute Gespräche mit der Werft- und Zulieferindustrie entwickelt.

Höhepunkte der intensiven Messetage waren zweifellos Besuche und sehr interessante Gespräche mit den MdB Claudia Müller (Grüne) sowie MdB Oliver Grundmann (CDU). Beide zeigten sich beeindruckt von den
Informationen rund um die Aufgaben und Arbeitsweisen des Referates.

Anhand des auftragsbezogen für die ATAIR in Zusammenarbeit mit der Neptun Ship Design GmbH, Rostock sowie der AVEVA GmbH, Hamburg erstellten 3D- Konstruktionsmodells wurden beispielhaft interaktive Funktionalitäten gezeigt, die zukünftig im Hinblick auf die Vorhaltung digitaler Bestandsunterlagen entwickelt und für den Betreiber von Schiffen nutzbar gemacht werden können.

 

Ein etwas anderes Rendezvous…

Wie bei einem echten Rendezvous, waren auch beim Forschungsrendezvous der BAW das gegen-seitige Kennenlernen und der Austausch über gemeinsame (Forschungs-)Interessen wesentliche Voraussetzungen für dessen Gelingen. Unser Rendezvous fand jedoch nicht in romantischer Zweisamkeit statt, sondern mit fast 40 NachwuchswissenschaftlerInnen (NaWis) der BAW, teils aus Karlsruhe, teils aus Hamburg.

Die Grundlage für diesen Austausch bildete die gegenseitige Vorstellung der jeweiligen Forschungs-themen, gefolgt von einigen Fachvorträgen. Dabei wurden zum einen konkrete Forschungsvorhaben vorgestellt und zum anderen die zugrunde liegenden Methoden. Bei der anschließenden Diskussion konnten sich die NaWis dann über die Themen austauschen, die sie in ihrem Forschungsalltag bewegen.

Den zweiten Tag des Forschungsrendezvous eröffnete Herr Prof. Heinzelmann, der dabei die Bedeutung der Forschung für die Arbeit der BAW hervorgehoben hat. An diesem Tag standen vor allem die Rahmenbedingungen im Vordergrund, die die BAW den Nawis für deren wissenschaftliche Arbeit bietet. So gab es Vorträge zum Thema wissenschaftliches Publizieren, sowie über das Konzept des Wissenschaftstandems, mit dem auch in Zukunft eine gute fachliche Betreuung der NaWis an der BAW sichergestellt werden soll. Den Abschluss des Programms bildete eine Hallenführung, die einen guten Überblick darüber bot, was an experimenteller Forschung an der BAW möglich ist.

Bei der Feedback-Runde wurde deutlich, dass die NaWis den Austausch auf dem Forschungs-rendezvous als sehr positiv wahrgenommen haben, sei es während den offiziellen Programmpunkten oder beim gemeinsamen Grillen am Abend. Auch wurde der Wunsch geäußert die Vernetzung untereinander in Zukunft noch zu verstärken, beispielsweise durch einen eigenen NaWi-Bereich im internen Wiki der BAW, regelmäßige Treffen der NaWis auf Abteilungsebene oder kürzeren Abständen zwischen den Forschungsrendezvous.

Dem nächsten Rendezvous steht also nichts mehr im Weg…

Verfasst von Martin Utz

Seit April 2018 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Referat für Numerische Verfahren im Wasserbau (W5).

Projekt EDoM’18 erfolgreich gestartet

Unter dem Titel „EDoM‘18“ (Ems-Dollart-Measurements) ist in dieser Woche unter federführender Beteiligung der BAW ein groß angelegtes niederländisch-deutsches Naturmessprogramm in der Unter- und Außenems erfolgreich gestartet. Insgesamt 16 Institutionen, Behörden und Universitäten wollen sich mit über 20 Wissenschaftlern daran machen, die hydrologischen Verhältnisse zwischen dem sogenannten „Emder Fahrwasser“ und der offenen Nordsee zu untersuchen.

Ausbringen einer Messgeräteverankerung in der Außenems

Die Ems, die in diesem Bereich teils auf deutschem, teils auf niederländischem Territorium liegt, leidet seit vielen Jahren unter einer Verschlechterung des ökologischen Zustandes. Die Ursache hierfür ist eine extrem hohe Schwebstofffracht, die mit jeder Flut in das System eingetragen wird. Die Mechanismen, die zu dieser „Verschlickung“ führen, sind noch nicht genau verstanden und können durch theoretische Betrachtungen und Simulationsberechnungen noch nicht vollständig nachvollzogen werden. Die aus EDoM’18 gewonnenen Erkenntnisse sollen nun einen Beitrag leisten, um Lösungsstrategien für eine Verbesserung des ökologischen Zustandes sowie für eine Reduzierung der enormen Unterhaltungsaufwendungen der WSV zu entwickeln.

Messnetz aus festen Beobachtungsstationen und schiffsgestützten Messungen

Während eines zweitägigen Workshops in Delfzijl (NL) im Oktober 2017 ist zunächst ein zweistufiges Naturmessprogramm vereinbart worden, dessen erster Teil nun in dieser Woche umgesetzt wurde. Hierfür wurde ein engmaschiges Netz aus insgesamt 10 Unterwasser-Messstationen konzipiert, welches über den Zeitraum von ca. 1 Monat Daten zur Verteilung des Salzgehaltes und zur Strömungs- und Schwebstoffdynamik im Untersuchungsgebiet sammelt.  Eingebettet in dieses Monitoring-Programm ist eine Messkampagne (Ende August 2018) über einen Tidezyklus, an der sich zeitgleich 8 Schiffe aus Deutschland und den Niederlanden beteiligen werden, um hochaufgelöste Beobachtungen der Wassersäule (z.B. Probennahmen, Turbulenz) und Querprofilmessungen zur Durchfluss- und Strömungsverteilung durchzuführen. Die Kampagne wird im Winterhalbjahr (voraussichtlich Januar 2019) wiederholt, um unterschiedliche Abflussbedingungen zu erfassen.

Eine 4-köpfige Planungsgruppe bestehend aus Rijkswaterstaat (zuständig für Verkehrswege), dem Forschungsinstitut Deltares, dem Projektmanagementdienstleister Royal Haskoning (alle NL) und der BAW (im Auftrag des WSA Emden) hat die Koordinierung des umfangreichen Programms übernommen. Darüber hinaus sind (u.a.) beteiligt: der Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), das Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW), das Koninklijk Nederlands Instituut voor Onderzoek der Zee (NIOZ) sowie die Universitäten von Oldenburg, Twente, Wageningen und Delft . Im Rahmen internationaler Kooperationen werden sich die University of Maine (US, Spezialgebiet: Turbulenzuntersuchungen) und die Plymouth University (UK, Spezialgebiet: Flockendynamik) beteiligen. Mit ersten Ergebnissen aus der Sommermesskampagne 2018 kann im Winter gerechnet werden, das gesamte Programm wird Ende 2019 abgeschlossen sein.

 

Verfasst von Christian Maushake

Ich bin seit 1989 bei der BAW angestellt und beschäftige mich seit Mitte der 90-er Jahre mit Naturmessungen in Küstengewässern und Ästuaren, schwerpunktmäßig mit der Erhebung von Validierungsdatensätzen für die numerische Simulation

Oh, wie schön ist Panama.

Nein, das ist nicht die Geschichte vom kleinen Tiger und dem kleinen Bär, die nach Panama reisen, weil sie eines Tages eine leere Holzkiste mit der Aufschrift „Panama“ aus dem Fluss ziehen, die nach Bananen riecht. Worauf der kleine Bär beschließt, dass Panama das Land seiner Träume ist. Nein, es war nicht der Duft von Bananen, der uns nach Panama lockte, sondern der Duft vom 34. Weltkongress von PIANC, eine der ältesten technisch-wissenschaftlichen Vereinigungen im Bereich Schifffahrt, Häfen und Wasserstraßen. Dieser Kongress fand vom 7. bis 11. Mai in Panama City statt, in unmittelbarer Nähe des Panamakanals, der nach dem Suezkanal, wichtigsten Wasserstraße der Welt.

Die Franzosen hatten sich schon an dem Kanal versucht, als Panama noch zu Kolumbien gehörte. Ferdinand de Lesseps wurde 1880 beauftragt nach dem er bereits erfolgreich den Suezkanal gebaut hatte. Doch Lesseps scheiterte. Malaria, Gelbfieber und das tropische Klima rafften seine Arbeiter dahin. Am Ende kostete der Panamakanal fast 22.000 Menschen das Leben. Ferdinand de Lesseps wollte den Kanal (wie in Ägypten) ohne Schleusen bauen. Als das nicht funktionierte, beauftragte er Gustave Eiffel mit der Planung von Schleusen, doch da war es schon zu spät. Die Kosten für den Kanal waren explodiert und das Unternehmen ging pleite. Beruhigend für die jungen Wasserbauingenieure ist an dieser Geschichte, dass man Ferdinand de Lesseps trotz seinem grandiosen Misserfolg ein Denkmal in Panama City errichtet hat. Also, Mut zum Fehler! Daraus wird man/frau nicht nur klug, sondern man/frau bekommt unter Umständen auch ein Denkmal.

Nach der Pleite von Lesseps kam Theodor Roosevelt, kaufte die französische Konkursmasse auf und verhandelte mit Kolumbien über eine Wasserstraße. Da die Gespräche nur schleppend voran kamen, unterstützte Roosevelt eine Revolution, der souveräne Kleinstaat Panama wurde ausgerufen und von den Amerikanern flugs anerkannt. In einem Vertrag wurde den Amerikanern auf unbegrenzte Zeit die Souveränität über einen 15 km breiten Streifen quer durch das Land zugesichert. Ein guter Deal. Denn mit dem Kanal sollte sich nicht nur der Seeweg von San Francisco nach New York um 15.000 km verkürzen. Panama sollte sich auch für die Amerikaner als ein wichtiger Militärstützpunkt entwickeln.

Dem US Corps of Engineers gelang es die Malaria einzudämmen und den Einschnitt durch die Basaltberge, den sogenannten Culebra Cut, zu überwinden. Einerseits durch Abtrag, anderseits durch den Aufstau des Gatúnsees. Der Höhenunterschied von 26 m erforderte aber auch den Bau von je drei Doppelschleusen. Am 15. August 1914 fuhr der Dampfer SS Ancón als erstes Schiff in knapp zehn Stunden durch die etwa 80 km lange Wasserstraße. Von Panama City im Pazifik bis nach Colón im Atlantik. Im Jahre 1999 gaben die USA schließlich den Kanal zurück, der Panama heute dank der Einnahmen des Kanals zu den reichsten Ländern in Lateinamerika machte.

Soviel zum Hintergrund des Veranstaltungsortes. Was gibt es von der Konferenz zu berichten? Bereits am Sonntag fanden erste Sitzungen der verschiedenen PIANC Kommissionen statt. Um 18 Uhr wurden die Teilnehmer im Rahmen einer Welcome Reception begrüßt, bevor die Veranstaltung am nächsten Tag feierlich vom PIANC-Präsidenten Geoffroy Caude eröffnet wurde. Mehr als 650 Teilnehmer lauschten den Keynotes. Eine Keynote befasste sich dabei mit der Rolle des Panamakanals im internationalen Güterverkehr. So erfuhren die Teilnehmer, dass der Hauptnutzer des Kanals mit Abstand die USA ist, die so ihre Waren von der Ost- an die Westküste bringt und umgekehrt. Dahinter sind China, Kolumbien, Japan und Südkorea weitere große „Kunden“. Interessant ist auch, wie der Suezkanal und der Panamakanal konkurrieren. Da der Suezkanal zeitweise die Gebühren um 65% gesenkt hat, haben einige Reedereien sogar den längeren Weg über den indischen Ozean und das Mittelmeer vorgezogen.

Bis Donnerstag jagte dann, in sechs parallelen Sessions, ein Vortrag den anderen. Die BAW leistete mit insgesamt sieben Vorträgen ihren Beitrag zum Programm, das insgesamt sehr breit gefächert war. Neben „Inland Navigation“ gab es Vorträge zu den Themen „Ports“, „Marinas“, „Dredging“, „Environment“  sowie „Logistics und Infrastructure“. Zahlreiche Vorträge befassten sich mit der Erweiterung des Panamakanals, die ursprünglich zum 100. Geburtstag des Kanals abgeschlossen sein sollte. Bei den Arbeiten gab es aber technische Probleme, so dass das erste Schiff der Postpanamax-Klasse erst am 26. Juni 2016, also zwei Jahre später als geplant, die neuen Schleusen passieren konnte. Neben dem fachlichen Input bot sich in den Pausen der Konferenz die Gelegenheit, bestehende Kontakte zu pflegen, neue Kontakte zu knüpfen und interessante Fachgespräche zu führen.

Zum obligatorischen Konferenzdinner wurde zum Unglück der mehr als 650 Teilnehmer (und vermutlich der Veranstalter) der chinesische Botschafter in Panama eingeladen. Der Botschafter sprach in fließendem Spanisch mit englischer Übersetzung. Das alleine verdoppelte schon die Redezeit. Nach 20 min wurden die Gäste unruhig, nach 40 min fand die Exzellenz immer noch kein Ende. Endlich, endlich kam der Botschafter zum Schluss und bedankte sich artig unter tosendem Applaus (wahrscheinlich waren alle dankbar, dass die Rede beendet und das Buffet endlich eröffnet war).

Am Donnerstag wurde eine Exkursion zu den alten Miraflores-Schleusen auf der pazifischen Seite angeboten. Zwei direkt aufeinanderfolgende, etwa 33,5 m breite und 327,6 m lange, Schleusenkammern überwinden hier, je nach Tide, einen Höhenunterschied zwischen 13 und 20 m. Die Schiffe werden über beidseitig fahrende Treidelloks in die Schleusenkammern gezogen und in ihrer Lage stabilisiert. Dabei können die Loks sogar die 45 Grad steilen Rampen zwischen den Schleusenkammern überwinden. Beeindruckend ist die Koordination der 4 bis 8 Loks durch den Lotsen für eine sichere (und hoffentlich berührungsfreie) Passage der Schiffe.

Im Gegensatz dazu werden die Schiffe in den neuen Schleusen mit Tugboats in die Kammern gezogen und auf Kurs gehalten. Die 4.400 PS starken Kraftprotze begleiten die Schiffe nicht nur durch die Schleusen, sondern teilweise auch durch die Kanalabschnitte mit engen Kurvenradien. Diese neuen Schleusen bekommen wir bei einer Exkursion am Freitag zu sehen. Mit einem historischen Zug der Panama Canal Railway Company werden die Teilnehmer nach Colón gefahren, um dort die Gatún-Schleusen zu besichtigen. Bei der Erweiterung wurden nämlich sowohl auf der atlantischen als auch auf der pazifischen Seite neue, dreistufige Schleusentreppen gebaut, deren Kammern je 55 m breit und 427 m lang sind. Im Gegensatz zu den alten Schleusen wurden diese aber als Sparschleusen mit je drei Sparbecken pro Kammer ausgelegt.

Es ist beindruckend, die Schiffe auf dem Gatúnsee zu sehen, die auf die Einfahrt in die neuen Schleusen warten. Mehr als 14.000 Container fassen die schwimmenden Riesenlager und unsere Binnenschiffe, mit denen wir uns täglich beschäftigen, werden im Vergleich dazu immer putziger. Jährlich fahren rund 15.000 Schiffe durch die Passage. Panama soll mit der Kanalgebühr ungefähr 8% seines Bruttoinlandproduktes verdienen. Das ist großer, wirklich sehr großer Verkehrswasserbau hier in Panama. Ein perfekter Rahmen für den 34. Schifffahrtskongress von PIANC im Land der Träume vom kleinen Tiger und dem kleinen Bär.

Verfasst von Michael Gebhardt

Ich bin seit 2000 wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Wasserbau im Binnenbereich und beschäftige mich vorwiegend mit hydraulischen Fragestellungen an Wasserbauwerken.

Marathonläufer oder Couch-Potato?

Im Zweijahresrhythmus finden BAW/BfG-Kolloquien zur ökologischen Durchgängigkeit statt. In diesem Jahr trafen sich ca. 150 Teilnehmer aus WSV, von Landesbehörden, Ingenieurbüros, Hochschulen und Universitäten sowie aus der (Energie-)Wirtschaft in der BfG in Koblenz. Und nein: es wurde nicht über die sportlichen Fähigkeiten der Teilnehmer diskutiert! Grundthema des Kolloquiums war die Standardisierung von Fischaufstiegsanlagen, sowie Notwendigkeit, Möglichkeiten und Grenzen dieser Standardisierung.

Die Vorträge reichten von der Definition eines „Standards“ als Wort über den Weg zur Festlegung von Standards bis hin zu verschiedenen Arbeitsergebnissen im Bereich Standardisierung, sowohl als nationale oder internationale Regelwerke als auch als Planungsempfehlungen. Die Zuhörer erfuhren, dass sich Standards auf ganz verschiedene Bereiche beziehen können: Prozessstandards, Bemessungsstandards, Bauteilstandards und auch Standards für die Qualitätssicherung – entweder für einzelne Verfahren bzw. Messmethoden, Messdaten oder für die eingesetzten Messwerkzeuge. Durch neue Erkenntnisse können und müssen sich  Standards weiter entwickeln. In einem aufwändigen Prozess fließen diese ggf. in entsprechende Veröffentlichungen wie Regelwerke, Merkblätter o.ä. ein. Durch die Notwendigkeit die EU-Wasserrahmenrichtlinie zügig umzusetzen und die gleichzeitigen Wissensdefizite erfolgen Umsetzungsmaßnahmen (Bau von Fischauf- und Fischabstiegsanlagen) und entsprechende Forschung in parallelen Prozessen, die sich gegenseitig befruchten.

Der Blick über den Tellerrand hinaus wurde insbesondere durch die Vorträge internationaler Experten ermöglicht. Und da kommen dann die körperlichen Wanderfähigkeiten der Fische ins Spiel. Prof. Tony Farrell von der University of British Columbia in Kanada stellte seine Erfahrungen von den verschiedenen Sockeye-Lachs-Populationen am Fraser-River vor. Selbst innerhalb dieser Art fand er Marathonläufer und Couch-Potatoes. Nach Prof. Farrells Überzeugung haben sich durch die unterschiedlich langen Wege der Populationsgruppen zu ihren Laichgründen unterschiedliche Fähigkeiten ausgebildet, sodass ein Sockeye-Lachs, der aus einem der mündungsnäheren Laichgebiete stammt eine geringere Leistungsfähigkeit aufweist als ein Sockeye-Lachs, der mehrere hundert Kilometer weiter schwimmen muss um seine Laichgründe zu erreichen.

Vor diesem Hintergrund und der Anforderung nicht nur einer Fischart, sondern möglichst allen Arten der ursprünglichen lokalen Fischzönose Wanderungen zu ermöglichen, zeigen sich die Grenzen der Standardisierung. Umgekehrt lassen sich aber ohne Standardisierung kaum die Erwartungen der EU-Wasserrahmenrichtlinie an eine schnelle Umsetzung der ökologischen Durchgängigkeit erfüllen. In diesem Spannungsfeld befinden sich Planung, Forschung und Entwicklung und letztlich auch die Qualitätssicherung im Bereich ökologische Durchgängigkeit. Damit ergibt sich auch immer wieder die Notwendigkeit verfügbare Standards am individuellen Standort zu hinterfragen. In Analogie zum Sport: Sowohl die Fische als auch Planer und Entwickler von Fischwanderanlagen brauchen Zähigkeit, Energie, Durchhaltevermögen und manchmal auch Mut, um ihr Ziel zu erreichen.

Verfasst von Anne Kampker

Ich bin wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Wasserbau im Binnenbereich. Ich berate die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung bei der Planung von Fischaufstiegsanlagen.