Mrz, 2020

Pilotprojekt Klöden an der Elbe – ein langer Weg bis zur Umsetzung

Das Umsetzen von Projekten dauert mittlerweile in Deutschland sehr lange, zumindest an Bundeswasserstraßen. An einem Projekt an der Elbe, das die langjährige Eintiefung der Flusssohle (Erosion) mindern soll,  verbunden mit der Umsetzung von Zielen des Naturschutzes und dem Erhalt der Wasserstraße Elbe arbeite ich schon seit 25 Jahren mit. Am 26.2.2020 wurde nun eine Kooperationsvereinbarung vom Präsidenten der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt, Prof. Dr.-Ing. Hans-Heinrich Witte und dem Umweltstaatssekretär des Landes Sachsen-Anhalt, Klaus Reha unterzeichnet. Darin wird die gemeinsame Durchführung dieses Pilotprojektes durch Bund und Land vereinbart, was ein gemeinsames Genehmigungsverfahren einschließt.

Es handelt sich um eine ca. 15 km lange Strecke, in der die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) zur Verminderung des Strömungsangriffs auf die Flusssohle  ursprünglich die Bauwerkshöhe der Buhnen absenken und dabei auch das Flussbett in einer engen Krümmung aufweiten wollte. Eine Maßnahme der Pflege des bestehenden Regelungssystems. Da im Bereich dieser Krümmung im 18. Jahrhundert eine Meanderschlinge zum Hochwasserschutz verkürzt worden war, wollte man gleichzeitig diesen und andere Altarme wieder stärker durchströmen lassen. Nachdem in den 1990er Jahren im Rahmen der „Elbeökologie“- Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung von der BAW mit aerodynamischen und zweidimensionalen hydonumerischen und Feststofftransportmodellen die zu erwartenden Wirkungen untersucht worden waren und das Projekt sinnvoll erschien, spukte die Idee immer weiter in den Köpfen verschiedener Akteure an der Elbe.

2009 war mittlerweile das Sohlstabilisierungskonzept für die Elbe zwischen Mühlberg und Saalemündung erstellt worden, das die WSV gemeinsam mit den Ländern Sachsen-Anhalt und  Sachsen erarbeitet hatte. Natürlich waren die zwei Bundesanstalten für Wasserbau und Gewässerkunde (BAW und BfG) intensiv eingebunden. Darin wurde ein Plan vorgelegt, wie auf 170 Kilometer Fließstrecke die anhaltende Eintiefung der Flusssohle vermindert werden soll. In einigen Strecken sollten möglichst sofort Erfahrungen gesammelt werden. Die Umsetzung von Maßnahmen bei Klöden schien ja schnell möglich zu sein, da es viele Vorarbeiten gab. Zwischen 2007 und 2011 wurden trotzdem neue Untersuchungen in den Bundesanstalten durchgeführt. Schließlich sollte das Projekt in Genehmigungsverfahren nicht an überalterten Grundlagen scheitern.

Einblick in ein dreidimensionales Strömungsmodell der BAW für die Elbe bei Klöden

Um den unterschiedlichen Ansprüchen an die Elbe gerecht zu werden, hatten sich das Bundesministerium für Verkehr und Infrastruktur und das Bundesministerium für Umwelt 2010 darauf verständigt, für diesen Fluss ein Gesamtkonzept zu erarbeiten. Dieses wurde von Bundes- und Landesvertretern unter aktiver Einbindung von Verbänden aus Umwelt und Wirtschaft sowie von Bürgerinitiativen erstellt und 2017 verabschiedet. Auch in diesem Konzept spielt die Minderung der Erosion eine zentrale Rolle – wie im kleinen Pilotprojekt Klöden. Durch dieses Gesamtkonzept und geänderte rechtliche Rahmenbedingungen ergaben sich inzwischen spannende, neue Möglichkeiten für die Umsetzung von strukturverbessernden Maßnahmen durch die WSV. Die wollen wir im Pilotprojekt Klöden mutig nutzen – und führen neue Untersuchungen durch. Diesmal setzt die BAW ein zweidimensionales Strömungsmodell gekoppelt mit einem eindimensionalen Feststofftransportmodell ein.

Geometriebeispiel (links) für strukturverbessernde Maßnahmen und Strömung bei MQ (rechts) aus einem zweidimensionalen hydronumerischen Modell der BAW

Dank der Kooperationsvereinbarung können wir (vor allem WSV, Biosphärenreservatsverwaltung Mittelelbe, Heinz-Sielmann-Stiftung) hoffentlich bald praktische Erfahrungen sammeln. Diese sind wichtig für die BAW und BfG zur Überprüfung der Prognosesicherheit von verschiedenen Modellen, aber noch mehr für die Vorhabensträger bei der Umsetzung z. B. bezüglich der Bauweisen und der Erfolgskontrolle, um für weitere Strecken noch besser gerüstet zu sein – und schneller Maßnahmen umsetzen zu können… Verlassen wir also endlich die Ebene der theoretischen Diskurse und lernen wir in der Natur?! Natürlich werden sich die vielfältigen, unterschiedlichen, mitunter gegesätzlichen Ansprüche an das Projekt nicht erfüllen. Aber vielleicht eröffnet uns die gewonnene Erfahrung auch bei nur kleinen, ersten Schritten neue Wege.