Die Coastal Structures ist eine internationale Fachkonferenz, die alle vier Jahre unterstützt durch die ASCE (American Society of Civil Engineers) stattfindet. Nach Veranstaltungen in Spanien, Italien, Japan und den USA kamen in diesem Jahr über 200 Teilnehmer aus 40 Ländern vom 29. September bis 2. Oktober in Hannover zusammen. Die BAW unterstützte hierbei das Forschungszentrum Küste gemeinsam mit anderen Partnern in der Organisation der Konferenz und trug mit Vorträgen, Postern und einem Messestand zum fachlichen Austausch auf der Konferenz bei.
Thematisch deckte die Coastal Structures verschiedenste Aspekte des Küsteningenieurwesens ab und setzte durch ausgewählte Keynote Lectures in diesem Jahr Akzente in innovativen Bereichen wie dem naturnahen Küstenwasserbau oder Machine learning in der Modellierung von Küstenbauwerken.
Nachdem Sturmtief „Mortimer“ am Morgen der Konferenz den Bahnverkehr in Niedersachsen lahmlegte, begann die Konferenz für uns mit der Sorge, dass 3,5 Stunden Puffer für eine Reise von Hamburg nach Hannover eventuell doch nicht ausreichen könnten. Glücklicherweise wehte uns Mortimer dann doch noch mit nur einer leichten Verspätung rechtzeitig zu den ersten Vorträgen ins Konferenzhotel am Maschsee in Hannover.
Ein Glück, denn den Auftakt zur Konferenz gab die inspirierende Keynote Lecture zu „Engineering with nature“ von Jane McKee Smith vom US Army Corps of Engineers. Darin sprach sie das Potenzial, aber auch die Herausforderungen von sogenannten „natural or nature-based features“ (NNBF) an, die vor allem in der Quantifizierung der langfristigen Leistungsfähigkeit dieser NNBFs („quantify the uncertainty“) liegen. Außerdem bemängelte Jane McKee Smith, dass technische Richtlinien für beispielsweise den Bau, die Bemessung oder das Monitoring der Maßnahmenleistung fehlen und kündigte gleichzeitig an, dass im Frühjahr 2020 eine ebensolche internationale Richtlinie bezüglich NNBFs veröffentlicht werden wird, die in Zusammenarbeit mit unterschiedlichsten Akteuren (Regierungen, Hochschulen, NGOs, Unternehmen etc.) entstanden ist. Zum Schluss forderte sie die anwesenden Teilnehmer auf, sich auf Innovationen einzulassen, Vorteile und Werte von naturnahen Lösungen zu dokumentieren, fachübergreifend zu denken und die Kommunikation zwischen Interessengruppen zu koordinieren.
Diese Thematik der Vereinbarkeit von ökologischen und technischen Belangen wurde in vielen weiteren Vorträgen aufgegriffen und verdeutlichte die weltweite Relevanz dieser Herausforderung. So sprach auch Holger Rahlf, Leiter der Abteilung Wasserbau im Küstenbereich der BAW Hamburg, in seinen Vorträgen über den Wasserbau in Nord- und Ostsee und den Ästuaren den, auch in Deutschland lauter werdenden Wunsch an, natürliche Ufer vermehrt mit nicht direkt sichtbaren Strukturen und Bauwerken zu schützen und appellierte an die jungen Wissenschaftler kreative und innovative Wege in diesen Bereichen zu wagen.
Die BAW trug auf der diesjährigen Coastal Structures auf vielfältige Weise zum Gelingen der Konferenz bei. Benjamin Fricke, Gregor Melling und Mussie Kidane von der BAW Hamburg haben durch ihre Vorträge über die Modellierung von Sandvorspülungen vor Sylt, probabilistische Designmethoden für Buhnen und die geotechnischen Herausforderungen bei Offshore Windanlagen eindrücklich die Vielseitigkeit der Aufgabenbereiche der BAW unterstrichen. Während der Pausen informierten die anwesenden Mitarbeiter der BAW Hamburg zusätzlich an einem Messestand interessierte Konferenzteilnehmer über die Aufgaben und laufenden Projekte der BAW und verhalfen außerdem durch Verteilen des BAW Stadt-Land-Fluss-Blockes dem Spiel zu internationaler Bekanntheit.
Ein persönliches Highlight neben dem Vortrag von Jane McKee war die Technical Tour zu den hydraulischen Versuchseinrichtungen in Hannover-Marienwerder. Dabei konnte neben dem 3D-Wellenbecken, welches mir unerwartet einen nassen Schuh bescherte, auch der 307 m lange Große Wellenkanal (GWK) im laufenden Versuch besichtigt werden. Dieser beeindruckte jedoch nicht nur mich, sondern auch viele andere Teilnehmer, die unter dem Duft von Popcorn, welches im GKW als Tracer benutzt wurde, wagemutig auf das Auflaufen der Welle warteten.
Alles in allem hat die Coastal Structures 2019 mir gezeigt, dass weltweit Ingenieurinnen und Ingenieure mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben und diese auf unterschiedliche Weise, mit unterschiedlichen Mitteln, Voraussetzungen und Ideen adressieren.
Ein Glück für sie, dass nicht gerade diese Versuche liefen…
@FZK_GWK bietet Training für #Wasserrettungszug #Friesland der #DLRG (Varel) und wichtige wissenschaftliche Erkenntnis. @tuBraunschweig #ICBM (Oldenburg) @Hyku_LWI @LuFI_LUH @UniHannover #FlumeFriday
pic.twitter.com/uJz6iUkkFH— Nils Goseberg (@nilsgoseberg) 4. Januar 2019
Die Proceedings der Coastal Structures Conference 2019 werden in Kürze auf Henry veröffentlicht.
Verfasst von Isabel Schreiber
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